Fehlersuche in Hockenheim
 

Wie bereits schon beim letzten Lauf 2002 hatten wir erneut eine Reifenpanne am Wohnanhänger auf der Fahrt nach Hockenheim. Diesmal allerdings weniger tragisch. Wir hatten neue Reifen drauf und waren erstmals mit der 100-km/h-Zulassung unterwegs. Nach einem Zwischenstopp bei einer Filiale einer großen Schnellrestaurantkette bemerkte ich bei der Abfahrt, dass der linke Reifen fast völlig platt war. Wie sich später rausstellte war das neu eingesetzte Ventil von minderer Qualität und undicht. Der Yokohama-Rennservice der Seitenwagen setzte uns im Fahrerlager netterweise dann kostenlos ein neues Ventil ein. Von hier aus noch mal vielen Dank!

Beim ersten 20-minütigen freien Training am Freitag Morgen merkte ich zunächst, dass mein Laptimer seinen Dienst versagte (zeigte 2 Runden zusammengerechnet an). kurz darauf merkte ich, das die Schaltprobleme vom Sachsenringrennen keine Einbildung waren. 2 x mußte ich Ende SZ geradeaus fahren, weil ich die Gänge nicht runtergeschaltet bekam. Nach rund 10 Runden brach ich den turn ab, da es einfach keinen Zweck hatte.

Wir suchten dann nach dem Problem und waren der meinung dass wohl der Schalthebel zu hoch  war. Wir legten ihn tiefer und ich probierte es im Fahrerlager aus. Die Schaltung ging etwas leichter aber sie hakte noch immer etwas.

Ich fuhr dann zum 2. freien Training (30 Minuten) raus und kam nach der ersten Runde wieder rein: Die Gänge ließen sich nicht runterschalten. Ärgerlich, dass mir nun schon der zweite von drei freien turns fehlte.

Wir suchten weiter nach der Ursache und telefonierten mit Fritz von Laaks. Fritz hatte 2 Vermutungen: Entweder eine der Federn unter dem Deckel der Schaltwelle ist gebrochen oder die Schaltgabel im Inneren des Motors ist verbogen. Wir demontierten daraufhin den Deckel. Leider war keine Feder gebrochen und auch sonst sah alles normal aus.

Meine Laune sank. Das dritte freie Training kam immer näher und keine lösung war in Sicht. Yamaha-Händler Manfred Wegner kam vorbei, stellte fest, dass die Schaltung viel zu hart in beide Richtungen funktionierte. Wir sollten mal alles lösen, auf Freigängigkeit prüfen, die schaltwellenverstärkung evtl. mal komplett demontieren. nachdem das alles gemacht war und der Schalthebel erneut etwas tiefer montiert war, fuhr ich zum 3. freien Training raus. Sofort begannen die Probleme wieder. Und jetzt konnte ich sogar nichtmals mehr hochschalten. Wiederum nach der ersten Runde fuhr ich zurück zu unserem Zelt.

Widerum telefonierten wir mit Fritz, der aber auch nicht weiter wußte. Wir holten Techniker Matze vom R6-Cup dabei. Matze sah sich zusammen mit meinem mechaniker olli alles an, prüfte die Freigängigkeit, nahm auseinander, setze zusammen und das bestimmt 8-10 X. Er entdeckte auch keinen Fehler. Die Schaltwelle funktionierte, wenn man sie von Hand drehte, aber sobald man den Deckel montierte, hakte es. Entnervt gaben Olli und Matze auf. olli setzte den Deckel letztmalig drauf, als plötzlich ein kleines Metallstück runterfiel. Wir sahen uns an und dann unter den Deckel. Eine kleine Nase, die eine Feder in Null-Position hält, war anscheinend eingerissen und etwas verbogen gewesen.

Was jetzt? So ein Teil hatte niemand bei, zumal die Vergaser-R6 mittlerweile auch zu den "Veteranen-Racern" gehört. Willi bauer schweißte mir das Teil wieder an, ich bog es gerade, Olli baute es wieder ein. Ein kurzer Test im Fahrerlager: Die Schaltung war wieder leichtgängiger. Aber funktionierte sie wirklich? Nach einem Spurt durch die Boxengasse und einem Gespräch mit der Rennleitung und anschließendem Rückspurt duchr die Boxengasse konnte ich dann für ein paar Runden mit dem R6-Cup rausfahren und stellte dabei fest, dass diese kleine Nase mir das gesamte freie Training geraubt hatte und mir am Sachsenring schon einen Ausfall in den Punkterängen bedeuten hätte können!

Das fehlende freie Training war für mich natürlich superärgerlich, da ich Hocknheim eh nicht sonderlich mag und dort noch nie richtig schnell war. Ich hatte also kaum einen Anhaltspunkt wie ich die Laaks-R6 richtig übersetzen soll, wie sich das Fahrwerk verhalten wird usw.

Ein gutes Ergebnis war also kaum zu erwarten. Nach dem ersten Quali erreichte ich nur den 35. Startplatz mit einer Zeit von 1.11,9 min. Und diese Zeit konnte ich nur ein einziges Mal fahren.

Frustriert lief ich durchs Fahrerlager und unterhielt mich mit Roman Stamm, der am anderen Ende der Ergebnsiliste stand, über den Kurs und wie er wo fährt. Er bot mir an, auch mal mein Fahrwerk zu checken, was ich dankend annahm. Nachdem er einige Dinge geprüft und nachgemessen hatte, fragte er mich, ob er mir das Fahrwerk mal so einstellen sollte, wie er es fahren würde. Da ich ja nix zu verlieren hatte sagte ich Ja. er änderte einige Dinge radikal und erklärte mir auch, warum und was er damit bewirken will. Von hier aus nochmal vielen Dank!

Mit dieser Einstellung fuhr ich ins 2. Quali, das allerdings bereist nach 2 Runden abgebrochen wurde, da jemand in der schnellen Links der Querspange gestürzt und eine Ölspur gelegt hatte.

Das Training wurde 1/4 Std. später wieder aufgenommen. Leider lag die Ölspur so blöd, dass man spitz in die schnelle links fahren mußte und eine Zeitenverbesserung dadurch erschwert wurde. Viele Fahrer schafften auch keine Verbesserung, ich selbst konnte mich noch auf eine 1.11,6 min verbessern und permanente 1.11er Zeiten fahren. Damit blieb ich allerdings auch auf dem 35. Startplatz stehen. Das Fahrwerk fühlte sich deutlich besser an, die R6 wurde auf der Bremse stabil, aber der gebrauchte Hinterreifen zeigte deutlich auf, dass man mit ihm kein Rekorde mehr erreichen kann.

Zwar war ich vom Startplatz enttäuscht, aber die IDM ist nunmal hartes Brot und die Fahrer die noch im vergangenen Jahr um ähnliche Plazierungen wie ich fuhren, haben bereits aufgegeben und das Thema IDM abgehakt. Vor einem Jahr hatte der letzte Fahrer im Ssp-Feld 1.13.7 min gefahren, dieses Jahr war ich es mit einer 1.11.6 min! Ich war letztes Jahr bereits schneller, allerdings hatte ich da auch ein freies Training.

Ich beschloss, wie am Sachsenring, auch hier das warmup als Training zu nutzen. Nur, ich hatte meinen Plan ohne den Wettergot gemacht.

Sonntag Morgen: Regen! Ich fuhr ein paar Runden raus. als der Regen mehr wurde, brach ich ab.

Mit bisher nur 2 turns mußte ich nun ins Rennen gehen. Ich hatte nichts zu verlieren und versuchte mich zu motivieren. Eine halbe Stunde vor dem Rennen unterhielt ich mich noch mit Michael Flügel von bridgestone. Flü hatte sich das Training an verschiedenen Standorten angesehen und erklärte mir, dass ich in einer Kurve falsch fahre und wie ich es besser machen soll. War das der Knackpunkt, weshalb ich in HH nie richtig zurecht kam?

Ich beschloss es im Rennen auszuprobieren.

Schnell umgezogen und schon ging es ab in die Besichtigungsrunde. Ich stand in der 9. Reihe. die Ampel konnte ich noch sehen aber olli schaffte es nicht mehr mit Ständern und reifenwärmern in die Startaufstellung. Der Weg war einfach zu weit. als er ankam wurde die "Helfer raus" Tafel gezeigt.

In der 2. warmup-lap stürzte Rene Mähr aus mir nicht ersichtlichem Grund zwischen den letzten beiden Kurven, bei besserer Schrittgeschwindigkeit. Alle bis auf Rene nahmen ihre Startposition ein, der Rennleiter mit der roten Fahne ging zur Seite, die Motoren heulten auf, dann gingen nicht die roten sondern direkt daneben orange Lampen an und nicht mehr aus. Alle waren irritiert, bis endlich wieder die rote Flagge gezeigt wurde: Startabbruch.

Es stank nach verbrannten Kupplungen. Die Posten hatten Mähr's Honda nicht schnell genug von der Strecke schaffen können.

Ein paar Minuten später die Mitteilung, dass das Rennen um 2 runden gekürzt, dafür aber erneut 2 warmup-laps gefahren werden.

Diesmal ging alles gut und der start ging glatt. Ich kam gut weg, allerdings konnte ich bis zur ersten Kurve keinen Platz gut machen. Dort gab es ein Gerangel, ich wischte an 2 Fahrern durch. Vor der Ameisenkurve konnte ich nochmals einen Platz gut machen und kam gut duch die Querspange. Ich hielt den Anschluss an meine Vorderleute und fuhr auf Angriff. Wieder konnte ich Plätze gut machen.

Das Motorrad funktionierte sehr gut und mit neuen Reifen erreichte ich bereits nach wenigen Runden meine erste 1.10,9er Zeit. Und das im Verkehr! Flü's tipp funzte sehr gut und die Reifen waren perfekt. Endlich bekam ich wieder einen vernünftigen Kurvenspeed hin und fühlte mich auf der Laaks-R6 spürbar wohler. Das machte natürlich auch die langsam wieder einkehrende Hockenheimring-Routine aus. Nach wenigen Runden hatte ich den von Platz 27 gestarteten Torsten Gsell vor mir. Ich merkte, dass seine 2004er-R6 sehr gut ging und er mir in der Querspange und auf Start-Ziel Meter abnahm. Ausbremsen Ende SZ fiel damit aus. Ich merkte aber auch, dass er die Schikane am Ende der Querspange nicht perfekt fuhr und so bremste ich mich innen vorbei. Leider bekam ich die Schikane dann nicht mehr richtig und er und Andre Klipphahn fuhren wieder vorbei. Bis zur Sachskurve war ich wieder dran, mußte mich aber zunächst wieder dahinter einordnen. Ich merkte es ging noch deutlich schneller und wollte wieder vorbei. Zu dem Zeitpunkt fuhr ich permanente 1.10er Zeiten. In der Runde drauf bremste ich Klipphahn vor der Sachskurve heftig aus. Ich griff etwas hart in die Bremse und mir stieg das Hinterrad hoch. Passend kurz vorm Einlenken war es wieder unten, das Motorrad stabil und ich wieder hinter Gsell. Ich legte ihn mir zurecht für die Sz-Gerade und bremste ihn aus. Es paßte, ich war vorbei, dachte ich, als er auf dem Weg zur Ameisenkurve links neben mir vorbeifuhr. "Dich kriege ich wieder" dachte ich mir und bremste ihn erneut aus. Auf gesunder Linie fuhr ich in die Ameisenkurve und beschleunigte gut raus. Auf halber Kampflinie fuhr ich auf die Schikane zu. Dann bekam ich nur einen Gang zu wenig runtergeschaltet und Gsell huschte wieder vorbei. "Mist" dachte ich. Wenige Meter davor war Ela Seestaller, die ich mir als nächstes krallen wollte, aber Gsell machte mir das Leben zu schwer. Langsam merkte ich wieder mein Hockenheim-Problem: Der Unterarm wurde hart. Das Bremsen und Gasgeben fiel mir schwerer uns schwerer. Ich mußte hinter Gsell bleiben. Plötzlich blaue Flaggen, die Spitze wollte vorbei. Artig machte ich Platz. Stamm und Andersen fuhren vorbei und ich kam aus dem Rhytmus. In Verbindung der Komponenten "Arm" und "fehlender Rhytmus" verlor ich sofort Meter und den Anschluß an Gsell. Die nächste rundenzeit war nur noch eine 1.12 min. Auf Start-Ziel überholte mich dann Klipphahn. Ich konnte ihn nicht halten und fiel noch etwas zurück. Mit einer hohen 1.11er Zeit rettete ich mich ins Ziel und wurde als 26. abgewunken. Hinter mir waren noch ein paar Fahrer ausgefallen und einige angekommen.

Fazit: Das Rennen hat eine Menge Spaß gemacht und mit meinen gefahrenen Rundenzeiten hätte ich auch um Platz 20-22 fahren können. Hätte ich im Rennen freie Bahn gehabt wären sicherlich noch niedrige 1-10er Zeiten drin gewesen, ganz zu schweigen davon, was vielleicht möglich gewesen wäre, wenn ich das freie Training am Freitag hätte nutzen können und dadurch auch 2 oder 3 Reihen weiter vorne hätte stehen können. Schließlich war ich ja ein halbes Jahr nicht in Hockenheim und  2 x 30 Minuten sind nicht wirklich viel um für ein IDM-Rennen gerüstet zu sein.

Hätte, Wenn und Aber nützt aber nichts. Vielleicht paßt es ja am Nürburgring wieder. ich werde mein Bestes geben!

Euer # 17 Martin

Was uns sonst noch aufgefallen ist:

- Dass der Yokohama-Rennservice sehr hilfsbereit war

- Dass ich anscheinend anfange den Kurs in Hockenheim zu begreifen.

- Dass ich in der Tabelle immer noch 16. bin!

 

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