Premiere auf dem Schleizer Dreieck

 

Nach 1 Jahr Unterbrechung gastierte die IDM wieder auf dem mittlerweile umgebauten Schleizer Dreieck, der mit 80 Jahren ältesten Naturrennstrecke Deutschlands. Der Umbau, der aus Sicherheitsgründen dringend notwendig wurde, war rechtzeitig abgeschlossen und die Strecke vom DMSB abgenommen.

Und so konnten wir den teilweise neuen Streckenverlauf am Freitag  morgen erstmals unter die Räder nehmen. Das Wetter war am Freitag noch trocken, aber so sollte es nicht bleiben. Die ersten Runden habe ich die Strecke dann inspiziert und festgestellt, dass der Asphalt teils sehr schmal ist und auch die Auslaufzonen noch nicht wirklich perfekt sind. Um genau zu sein, vor der Schikane vor Start-Ziel sowie am Ende der Start-Ziel-Geraden sollte die Bremse funktionieren... Aber man gewöhnt sich an alles. Der Asphalt selbst im neuen Streckenabschnitt ist perfekt und gab auch schon ordentlichen Grip her. 

Sehr gewöhnungsbedürftig ist allerdings die Kurve eingangs der Querspange. Man kommt durch die "Seng", einer sehr schnellen Rechts-Links-S-Kurve und muss dann in einem Rechtsbogen eine superenge Links-Spitzkurve anbremsen und dabei auch noch 5 Gänge zurückschalten (Kitgetriebe: 1. Gang). Dafür macht das Rausbeschleunigen aus dieser Spitz-Kurve irre Spaß. Es geht leicht bergauf und das Vorderrad steigt teils bis in den 3. Gang.

Hier ein paar einfache Bilder aus Schleiz (anklicken):

bergab zur Stadtkurve im 6. Gang bergab, unten dann im 2. links rum... Schikane, recht wellig hier kommt man nach der Seng rechts rum (von oben gesehen) und schaltet 5 x zurück 1. Gang-Kurve, 60 km/h und wieder 4x hochschalten auf die SZ-Schikane zu

Bitte entschuldigt die Qualität, das war eine einfache digicam, es hat geregnet und war deshalb auch schon etwas dunkel

Im ersten Turn am Freitag Vormittag erreichte ich eine schnellste Runde von 1.41,7 min. Im 2. Turn lief es dann nicht so gut, ich erreichte zwar noch eine hohe 40er-Zeit, fuhr aber sehr unrund und testete unfreiwillig alle vorhandenen Auslaufzonen. Wieder merkte ich, dass ich, um schnell zu werden, viele Runden auf einem Kurs brauche. 

Am Samstag morgen regnete es und das erste Quali wurde im Nassen ausgetragen. Es hörte zwar auf zu regnen aber die Strecke blieb nass. Ich erreichte den 24. Platz und war damit halbwegs zufrieden, da mir Regen ja eh nicht so gut liegt.

Nachmittags klarte es etwas auf. Vor uns waren auch noch die Seitenwagen dran und die Strecke trocknete schon teilweise auf. Trotzdem fuhr ein Großteil des Feldes auf Regenreifen raus. Da Olli und ich alleine waren und der Weg zur Box doch recht weit ist, entschlossen wir uns von vornherein auf Profilreifen rauszufahren und wechselten die Räder. Mit 4-5 Minuten Verspätung ging ich auf die Strecke. Die Entscheidung an sich war richtig, allerdings zogen die anderen nach und wechselten erst hinten und dann auch vorne auf normale Profilreifen. 

Da es an ein paar (entscheidenden) Stellen noch feucht war, traute ich mich nicht wirklich dort auszutesten wie viel ich den Profilreifen in Schräglage auf der Bremse zutrauen kann. Die Zeit von 1.40,9 min reichte dann auch nur für Startplatz 25. Bemerkenswert war dabei aber, dass sich zum einen 2 Fahrer gar nicht qualifizierten und selbst Herbert Kaufmann, bis dato Führender der Ssp-IDM mit 2,7 Sekunden Rückstand nur auf dem 8. Startplatz befand...

Etwas Negatives gab es aber doch noch: Ich bemerkte, dass mein rechter Unterarm mir wieder Probleme bereitete und das Umlegen und das Gasgeben mir zum Ende des Trainings schwer fiel.

Das warmup am Sonntag morgen war dann auch wieder nass und brachte mir nicht viele brauchbare Erkenntnisse, zumal es auch vorzeitig beendet wurde, da ein Motorrad eine leichte Ölspur legte.

Nach dem Frühstück hatten Olli und ich dann eine Verabredung mit Martin Bauer, der sich angeboten hatte, uns bzgl. des Datarecordings weiterzuhelfen, da uns einfach reale Vergleichswerte fehlen. Wir verglichen meine schnellste Runde von Freitag mit seiner schnellsten Qualirunde. Dabei mussten ich mal wieder feststellen, wie fies Datarecording sein kann. Martin sah sich die komplette Runde an und zeigte mir anhand seiner Runde auf, welche (grundsätzlichen) Fehler ich mache. Fast alles Dinge, auf die ich ohne Datarecording nie gekommen wäre. Außerdem stellte er fest, dass wir fahrwerkstechnisch auf dem richtigen Weg sind.

Mit vielen neuen Erkenntnissen gingen wir zurück zu unserem Zelt und ich machte mir Gedanken, wie ich all diese Dinge umsetzen kann. 

Im Laufe des Vormittags trocknete es dann immer weiter ab und sogar die Sonne ließ sich wieder blicken. Zwar kamen einige dicke, dunkle Wolken vorbei, gnädigerweise hielten sie ihr Wasser aber bei sich. :-)

Pünktlich um 13.30 Uhr wurde das Rennen vor 25.000 Zuschauern gestartet. Von ganz rechts, grade einen Meter neben der Boxenmauer legte ich einen guten Start hin, bei dem mir zwar das Vorderrad etwas aufstieg, ich aber trotzdem fast optimal wegkam. Bereits vor der ersten Links machte ich Plätze gut, in der nächsten Links musste ich etwas zurückstecken um in der folgenden Rechts Christopher Gonsior außen zu überholen (*grins*). Im darauf folgenden Linksknick war ich dann auf der besseren Linie und schoss hinter den anderen her Richtung Stadtkurve. Am Ende der ersten Runde war ich auf Platz 22 und hatte Andreas Bildl (von der Zeitschrift PS) direkt vor mir. Ich kam etwas besser aus der Schikane vor SZ und beschleunigte mich neben Bildl. Ende der Geraden bremste ich dann spät und setzte mich durch. Gut 30 Meter vor mir sah ich Torsten Gsell und wollte versuchen dran zu kommen. In der Runde (es war die erste Fliegende) konnte ich den Abstand allerdings grade so halten und staunte nicht schlecht, als mein laptimer mir eine 1.38.5 min zeigte. Das war 2,4 Sekunden schneller als im Quali! Jetzt war ich auf Platz 21. Leider gelang es mir nicht den Abstand zu verkürzen und der Abstand war zu groß um mich mitziehen zu lassen. Mit Gewalt ging es nicht und prompt verschaltete ich mich vor der Querspange. Der 2. Gang ist beim Kitgetriebe zu lang und ich musste erst wieder runterschalten. Dabei zog Bildl wieder vorbei, allerdings konnte ich vor der SZ-Schikane auf der Bremse kontern und war wieder auf Platz 21. Trotz des Verschaltens und des Ausbremsens war es noch eine 1.38,7 min. "Geht doch" dachte ich mir und suchte mir Ende SZ einen neuen, späteren Bremspunkt, der grad so nach passte. Meinen Platz konnte ich verteidigen. In der Seng merkte ich plötzlich dass mein Arm drohte festzugehen und ich nicht mehr richtig umlegen konnte. Ich fluchte unter dem Helm und biss die Zähne zusammen.

Beim Hochschalten aus der 1.Gang-Links bekam ich den nächsten Gang nicht rein und musste noch mal nachschalten. Beim Anbremsen und runterschalten der SZ-Schikane war ich plötzlich im Leerlauf und musste einen weiten Bogen fahren. Es dauerte einen Moment dann kamen Bildl und Gonsior durch. Wieder fluchte ich und machte mich auf die Verfolgung. Doch die Schmerzen im Arm wurden ärger und das Umlegen und Gasgeben immer schwerer, die Rundenzeiten stiegen an und ich machte Fehler. Prompt kam Brandt ran, konnte sich neben mich und problemlos vor mich setzen. Nein das konnte es nicht sein. Trotzdem fuhr ich erst mal weiter. Der Arm ging weiter fest und ich hatte erstmals Gedanken das Rennen abzubrechen. Als auf dem laptimer dann eine 1.42 min stand und ich kaum noch den Gasgriff halten konnte entschloss ich mich aufzuhören bevor was passiert.

Nach der 10. Runde beendete ich das Rennen vorzeitig und fuhr in die Boxengasse. Als ich dann über die Lautsprecheranlage namentlich benannt wurde, schnallte Olli, dass ich nicht gestürzt war sondern bereits in der Boxengasse auf ihn wartete. ;-)

Bei einem Blick in die Auswertung des Rennens habe ich noch mal geärgert. Es wären zwar keine Punkte drin gewesen aber ohne diese blöden Armprobleme hätte es ein 18. Platz werden können.

Ich habe noch nie ein Rennen vorzeitig beendet aber hier war es die richtige Entscheidung. Im Winter werde ich wohl mal einen Orthopäden konsultieren müssen um rauszufinden was das für Ursachen hat. Das Problem habe ich nur auf wenigen Rennstrecken, meist da, wo man in schnellen Passagen umlegen muss und wenig Zeit zur Entspannung hat (Geraden). 

Zum Schluss lasen wir noch das Datarecording aus um rauszufinden wie und wo ich die Zeiten gefunden habe und ob ich die Fehler ausmerzen konnte. Und tatsächlich habe ich fast alles deutlich besser gemacht als bisher und kam in einigen Bereichen schon nahe an Martin Bauers Werte.

Jetzt muss ich diese Änderungen meiner Fahrtechnik weiter verinnerlichen und in die Routine einfließen lassen, dann sollte es weiter vorwärts gehen.

Nachdem wir alles abgebaut hatten, fuhr ich Olli noch zurück zum Parkplatz, auf dem er sein Auto geparkt hatte. Olli stieg ein und schaute beim ersten Blick in seine Außenspiegel ins Schwarze. Toll. ein paar "nette" Rennbesucher hatten ihm die Gläser aus beiden Außenspiegeln demontiert und geklaut. Herzlichen Dank. :-(

In der Gesamtwertung der Ssp-IDM 
liege ich mit 4 Meisterschafts-
punkten auf dem 22. Rang.

Euer # 17 Martin

Was uns sonst noch aufgefallen ist:

- Dass der MSC Schleiz eine gelungene Veranstaltung auf die Beine gestellt hat

- Dass den Schleizern eine anspruchsvolle, interessante Strecke gelungen ist, die für Aktive und Publikum sehr reizvoll gestaltet wurde

- Dass wir als 2-Mann-Team (Olli und ich) doch etwas zu wenig manpower haben.

- Dass ich gerne einen Teamkollegen hätte, mit dem man regelmäßig die Daten vergleichen kann.

 

__________________________________

zur Berichte-Übersicht