Finale der Ssp-IDM in Hockenheim

 

Zum letzen Lauf der Supersport-IDM 2004 ging es erneut zum Hockenheimring und dieses Mal kamen noch mal Manuela und meine Tochter Lisa Maria mit. Leider mussten wir noch einen Umweg über Kassel fahren, da ich auf dem Rückweg von Oschersleben das Motorrad bei LAAKS zur letzten Motorrevision abgegeben habe.

Aber es sollte wieder etwas verkorkst laufen. Spätestens um 16 Uhr wollte ich los, 18.30 Uhr wurde es. Dementsprechend spät kamen wir bei LAAKS an. Um 21.45 Uhr ging es dann wieder auf die Reise und um 0.45 Uhr kamen wir am Fahrerlager an. Olli hatte zwischenzeitig angerufen und beschlossen, da er es ja nicht weit bis Hockenheim hat, erst morgens früh loszufahren. Denn es war klar, um 24 Uhr macht das Fahrerlager dicht und man muss vorm Tor schlafen. Normalerweise kein Problem, aber dadurch, dass die ganze familiy samt Hunden mit war, waren die Schlafplätze im Wohnwagen knapp.

Nach einer ruhigen, aber schon etwas frischen Nacht, fing es morgens auch pünktlich an etwas zu nieseln. Daraus entstand dann ein netter Begrüßungsregen. :-/

Ok, den ersten turn von 3 turns konnte ich ja eh noch nicht fahren, erst musste ja alles halbwegs fertig aufgebaut sein um die Sachen auch nicht ins Nasse stellen zu müssen. Olli wollte auch so gegen 8 Uhr da sein. Dann sollte das passen zum 2. turn um etwa 11 Uhr. Aber: Es kam anders.

Das erste was mir auffiel: In der Eile des Einpackens hatte ich das Dach des Zeltes (www.tolleware.de) vergessen einzupacken. Gott sei Dank hatte ich das Vorzelt des Wohnwagens noch in selbigem liegen und dass wir halt mal nicht sooo viel Platz zur Verfügung haben, damit sollten wir leben können.

Es wurde 8 Uhr und 8.20 Uhr. Kein Olli in Sicht. Was war los? Ich rief ihn an und kam nicht durch. Eine Viertelstunde später hatte ich ihn dann an der Leitung.

Er hatte am Tag zuvor seiner Mutter, die eine etage über ihm wohnt, erzählt dass er abends weg ist, jetzt war er frühmorgens noch da, machte etwas Krach, seine Mutter schlich die dunkle Treppe runter...

Olli brachte sie dann mit Platzwunde ins Krankenhaus.  Von hier aus gute Besserung!

Gegen 12.00 Uhr war Olli dann auch in HH angekommen und wir trafen die letzten Vorbereitungen für das letzte Training. Auf den 2. turn hatte ich auch wieder verzichtet, da zum einen das Motorrad noch nicht ganz fertig war (ich musste ja bis dahin alles alleine machen) und zum anderen gab es abtrocknende Strecke, zu trocken für Regenreifen, zu nass für Profilreifen.

Der letzte turn verlief dann halbwegs zufriedenstellend und wir bereiteten die LAAKS-R6 für die technische Abnahme vor, die auch problemlos verlief.

Abends gönnten wir uns dann den ersten Havana und hofften auf besseres Wetter.

Am Samstag morgen sah es aber trübe aus und die Strecke war nass. Von oben her kam allerdings nicht mehr viel nach und die Streckenverhältnisse wurden während des Trainings minimal besser. Ich kam von Runde zu Runde besser zurecht und erreichte den vorläufigen 24. Platz. Immerhin 7 Leute hinter mir! Und das für mich als eigentlicher Nicht-Regen-Fahrer! Aber: BRIDGESTONE macht's möglich!

Das 2. Quali war dann trocken und ich konnte erstmals den BT002 in der Standardmischung für 2005 testen. In der ersten Viertelstunde des Trainings fand ich dann meinen Rhythmus wieder (ich war ja seit dem 2. Lauf der Saison nicht mehr in HH) und wollte mich dann von einem schnelleren Fahrer ziehen lassen, als ein Kawa-Pilot zu Sturz kam und sein Kühlwasser in der Kurve zwischen Schikane und Eingang des Motodroms quer über die Strecke verteilte. Ab da war klar, dass eine Zeitenverbesserung jetzt nicht mehr möglich war. Ich fuhr in die Box und sagte Olli Bescheid. Ärgerlich war das Ganze in jedem Falle, denn ich war zurückgefallen auf den 29. Platz. Nicht das, was ich erreichen wollte, aber auch nicht (mehr) zu ändern.

Das Wetter hielt sich dann den ganzen Abend und nachts ging es wieder los. Zum Warmup war dann Nieselregen und triefendnasse Strecke. Olli schickte mich trotzdem raus, damit ich das Fahren im Regen weiter lerne und weiter Vertrauen gewinnen. Aber ich brauchte wieder relativ lange um einigermaßen brauchbar schnell zu werden. Irgendwann sah ich dann eine Kawa vor mir und pirschte mich ran. Ich kam immer näher und merkte, dass die Pilotin (Ela Seestaller) wenig Vertrauen hatte aber nach ihren Möglichkeiten fuhr. Vor der Schikane bremste ich mich vorbei und dachte mir "na, so schlecht war das vielleicht doch nicht". Tatsächlich hatte ich in meiner schnellsten Runde aber immer noch rund  8 Sekunden auf den Schnellsten verloren.

Um 12 Uhr erfuhr ich dann von Hendrik Többe (IDM-Serienmanager), dass Öli (Alphatechnik-Honda, Klasse IDM-Superbike) es nicht geschafft hat und in der Nacht verstorben ist. Öli hatte in Oschersleben 2 Wochen zuvor einen schweren Rennsturz mit unglücklichem Ausgang. Von hier aus mein Beleid an seine Familie und sein Team. :-( 

Zum Rennen hin war die Strecke dann immer noch patschnass und die Rennleitung ließ uns ewig nicht auf die Strecke. Irgendwann erfuhren wir dann, dass ein Stuntfahrer, der das Publikum in der Mittagspause erheitern sollte einen Motorplatzer hatte und die nasse Strecke mit Öl eingesaut hatte. Das musste erst entfernt werden. Da kein wind ging, trocknete die Strecke aber auch nicht großartig ab und uns stellte sich gar nicht erst die Frage "Regen- oder Profilreifen". Wie wir später erfuhren hatten andere Teams aber mehr Auswahl zur Verfügung: Intermediates in weich.

Der Start zur warmup-lap auf nasser Strecke gelang mir perfekt und ich hoffte, dass dies beim start wieder gelingt. Dem war nicht so und ich kam nur sehr sehr mittelmäßig weg. Hinzu kam dann, dass ich mich in den ersten Kurven bis zur Schikane immer im Getümmel wieder fand und keinen Weg an meinen Vorderleuten vorbeifand, während die neben mir ihrerseits an mir und meinen Vorderleuten vorbeifuhren als wenn sie nicht da wären. In der Schikane fiel dann irgendwer hin, das Motorrad rutschte über die Fahrspur, alle dahinter kamen fast bis zum Stillstand. Super. Die Spitze war sicher schon über S/Z gefahren, als es dann weiterging.

Na ja, ich konnte nur noch das Beste draus machen. Ich versuchte mich immer näher ans Limit meiner Regenreifen zu begeben und hatte Peter Gastinger auf seiner Honda vor mir. Gasti traute sich in den Kurven nichts und gab auf den Geraden mächtig Gas. 2 Runden lang musste ich dahinter bleiben und fand keinen weg vorbei. Ich legte ihn mir zurecht vor den Kurven, ging mit mehr Schwung durch und er zog mir auf den Geraden trotzdem davon. :-(

Irgendwann hatte ich es geschafft und näherte mich dem nächsten Vordermann: Andreas Brandt. Gerade, als ich ihn mir zurecht legte, stotterte seine Honda und er hob die Hand. Kampflos erbte ich seinen Platz und fuhr innen vorbei. In dem Moment flog mir ein mindestens 30 cm großer Stein (in Wirklichkeit war er winzig, aber es fühlte sich so an) vor meinen rechten Ringfinger. Mann, tat das weh! mit leichter Konzentrationsschwäche fuhr ich weiter. Und wieder hatte ich ein kleines Problem: Vor der Schikane ließen sich die Gänge nicht mehr richtig runterschalten und ich fuhr teils im 4. Gang durch die Schikane. Der Zug nach vorne war weg und bald wurde ich überrundet. Die ersten beiden waren noch sehr schnell, danach hatten die Überrundenden gar nicht mehr soo viel Überschuss. Eine schmale Linie trocknete hauchzart ab. Als dann Max Müller vorbeikam (ich glaube der hat bei uns zu viel Havana gekriegt...), hängte ich mich an und verlor in 2 Runden grade mal 30 Meter auf ihn. Meine Zeiten sanken um 2 Sekunden!

Er seinerseits überholte jemanden und ich verlor den Überblick ein wenig. Dann sah ich jemand weit vor mir, dem ich mich näherte. Was war das??? Bald sah ich, dass es Torsten Gsell war, der im anfang gut weg gekommen war, aber sich mit den Streckenverhältnissen anscheinend nicht anfreunden konnte. Runde für Runde kam ich näher. Nur eine halbe Sekunde entfernt wurde ich dann als 22. abgewunken. Schade, 1 Runde mehr...

Hinter mir waren 2 Leute ausgefallen und ohne diese doofe erste Runde wäre beim 2004er-IDM-Abschluss sicher mehr drin gewesen. Schade.

Herzlichen Glückwunsch noch an den neuen Int. Deutschen Meister Werner Daemen aus Belgien sowie den Sieger des Finallaufes Kai Borre Anderson aus Norwegen!

Euer # 17 Martin

Was uns sonst noch aufgefallen ist:

- Dass ich in meiner schnellsten Rennrunde (1.18,2 min) nur 4,1 Sekunden langsamer war, als der Sieger Anderson (1.14,1 min)

- Dass es dieses Jahr kein einziges IDM-Event ohne Regen gab.

- Dass ich dank BRIDGESTONE endlich wieder Vertrauen in Regenfahren gewonnen habe.

- Dass es mir bedingt durch die ständig wechselnden Wetterverhältnisse schwer fällt, schnell meinen Rhytmus zu finden

- Dass wir unbedingt daran arbeiten müssen, früher an der Strecke zu sein.

- Dass ich ohne Sponsoren nächstes Jahr wohl nicht mehr fahren werde. Dies Sparwirtschaft, wie wir sie gezwungenermaßen betreiben mussten, in der IDM nicht funktionieren kann.

FAZIT: Wir brauchen SPONSOREN!!! Infos gibt es per Email (auch kleine Beträge sind willkommen)

 

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