Wetterkapriolen
 

Aprilwetter Mitte Mai in Hockenheim

Komplett mit Familie reiste ich am Donnerstag Abend in Hockenheim an, während Jubi zunächst alleine kam und seine Familie erst am Freitag abend nachkam. Wir hofften beide auf trockenes Wetter und wurden am Freitag morgen auch positiv überrascht. Es war sommerlich schön und der Stern brannte vom Himmel. Jubi klagte jedoch über Kopfschmerzen (nein, es lag nicht an zu viel Bier...) und fühlte sich noch nicht wohl.

Das erste freie Training verlief dann relativ ereignislos, es war ein Einrollen auf dem Kurs um wieder einen gewissen Fluß zu finden. Leider fuhren wir ja wieder auf der kurzen Strecke, bei der die Querspange in einer gefährlichen Schikane endet. Zur Info: Man kommt durch eine sehr schnelle 5.-Gang Links-Kurve, bremst dann spitz auf eine mit Strohballen gesicherte Mauer zu, fährt durch die rechts-links-rechts-Schikane und beschleunigt auf eine direkt neben der Strecke befindliche Mauer zu ins Motodrom rein.

Naja, nun gut, die Bedingungen sind für alle gleich und irgenwann nimmt man die Mauern nicht mehr wahr. Jedenfalls suchte ich dann nach der richtigen Linie und der richtigen Übersetzung.

Was mir bereits im 2. freien Training auffiel, war, dass nicht nur der Reifen vom Sachsenring noch immer sehr gut funktionierte, sondern, dass sich das Fahrwerk sehr komfortabel anfühlte und sich die R6 trotzdem mit ausreichend Grip bewegen ließ. Im dritten freien Training fuhr ich dann nur noch eine halbe Sekunde langsamer als letztes Jahr im Qualifying mit neuen Reifen. Ich war zuversichtlich noch genug Reserven zu haben.

Jubi indessen haderte ein wenig mit der Strecke und kam in beiden freien Cup-Trainings, wahrscheinlich auch aufgrund seiner Kopfschmerzen, auf keine vernünftigen Zeiten. Beste Runde war eine hohe 1.14 min. Trotzdem war er zuversichtlich dass er im Qualifying nicht so weit hinten stehen würde.

Am nächsten Morgen schiffte es dann aus allen Wolken und der YAMAHA-Cup mußte mit den D 208 im Regen raus. Jubi hatte bis dato allerdings mit diesen Wetterverhältnissen noch gar keine Erfahrung und ließ es ruhig angehen. Als 39. hoffte er dann auf besseres Wetter.

Bei mir lief es ähnlich. Auf den DUNLOP-Regenreifen rausgefahren kam ich kopfmäßig schlecht zurecht (ich sage nur: Oschersleben, Oktober 2002) und war erwartungsgemäß letzter Qualifizierter (die Qualizeit hatte ich wenigstens geschafft).

Im Laufe des Vormittags hörte es dann aber auf zu regnen und die Strecke trocknete schnell ab. Jubi verbesserte sich dann auf eine 1.13,5 min und war damit auf dem 35. Startplatz von 48 Fahrern (2 Fahrer/in konnten aufgrund von Verletzungen im freien Training nicht mehr fahren). Damit war er nicht ganz zufrieden, zumal er letztes Jahr mit der R1 bereits niedrige 1.12 min gefahren war.

Ich selbst kam ganz gut zurecht. Nach rund 20 Minuten kam machte ich Pause in der Boxengasse und wollte in den letzten 5 Minuten nochmal auf Zeitenjagd gehen. Langsam spürte ich aber schon wieder meinen rechten Unterarm, aber 1/2 bis 1 Sekunde sollte trotzdem noch gehen. Ich hängte mich dann an einen etwas schnelleren Fahrer an versuchte mich noch zu verbessern. Wahrscheinlich ging ich das zu verbissen an und kam nicht mal mehr auf die bereits gefahrenen Zeiten. Ich fiel noch  4 Plätze zurück und plazierte mich mit einer 1.11,4 min auf dem 32. Startplatz mit dem Gefühl: "Da geht noch deutlich mehr!" Das schöne Wetter hielt sich dann bis Sonntag morgen um 6 Uhr, als es wieder anfing zu regnen. Jubis und meine Miene wurden düster.

Das Regen-warmup habe ich mir dann gespart, wie 10 andere Fahrer auch. 1 Stunde später hörte es auf zu regnen und nieselte nur noch minimal. Auch das Nieseln hörte irgendwann auf und im Laufe des GSXR-Cup-Rennens waren auf der Ideallinie die ersten trockenen Stellen zu sehen.

Als dann um 11.15 Uhr das Rennen des R6-Cup anstand war die Ideallinie auf 30-50 cm Breite abgetrocknet. Jubis Start mißlang dann auch noch und das Überholen war fast unmöglich, da man dafür die trockene Linie verlassen mußte. Der Leader, Thomas Wendel verabschiedete sich nach 3 Runden per Sturz und auch der Fahrer der schnellsten Runde, Christopher Defiori kam zu Sturz. In der Motodrom-Eingangskurve kamen, obwohl es dort ziemlich trocken war, 6 Fahrer zu Sturz. Jubi haderte auch noch etwas mit den Verhältnissen und fuhr mit einer schnellsten Runde von 1.14,4 min den für ihn etwas entäuschenden 29. Platz nach Hause.

Nun war ich an der Reihe, die übliche Nervosität stellte sich ein und ich rannte x-mal zur Toilette. Boris, der Samstag Nachmittag nachkam und mich schraubertechnisch unterstützte und das Motorrad gut vorbereitet hatte, startete die R6 und ließ sie warmlaufen.

Ich fuhr dann in die Startaufstellung in die 8. Reihe und freute mich mit Knut Beinlich erstmals einen früheren Cup-Kollegen hinter mir zu haben, der schon damals schneller war als ich. 6/10 hatte ich ihm aufgebrummt. Außerdem gab es noch 2 volle und eine angefangene Reihe hinter mir. Alles sah schon deutlich besser aus als vor 2 Wochen.

Dann der Start aus den neuen rechteckigen Startfeldern: Immer noch ohne Drehzahlmesser mußte ich die Drehzahl schätzen und kam gut von meinem Startplatz weg. Bereits vor der Nordkurve hatte ich ein paar Plätze gut gemacht. Vor der Ameisenkurve bremste ich mich innen rein und machte weitere Plätze gut. In der Querspange machte ich mich breit und bremste mittig auf die Schikane zu, als etwa 10 Plätze vor mir ein Fahrer mitten in der Schikane stürzte. Diesmal war ich auf einer guten Linie und kam perfekt zwischen Motorrad und Fahrer durch. Dabei machte ich einen weiteren Platz gut. Nach der ersten Runde war ich bereits auf Platz 24! Etwa 5 Runden lang konnte ich diesen Platz verteidigen und führte eine Gruppe von 8 Fahrern an (wie mir später gesagt wurde). An meine Vorderleute war der Anschluß auch noch nicht abgerissen, als mein Unterarm wieder anfing Mucken zu machen und begann festzugehen. Ich dachte noch "Sch... und das trotz Magnesium. :-( ". Außerdem begann der Hinterreifen zu rutschen (eingangs Motodrom, wahrscheinlich war dort doch irgendetwas Rutschiges). Ich konnte schon wieder nicht mehr vernünftig Gas geben. Das Bremsen ging noch einigermaßen. Trotzdem stiegen ab da wieder die Rundenzeiten auf   1.12 und 1.13 min und einem nach dem anderen mußte ich mich kampflos beugen. Insgesamt fuhren 7 Fahrer vorbei. Ich hätte heulen können.

Irgendwann schaute ich mich nach der Nordkurve um, ob noch jemand nahe hinter mir war und sah # 6, Philipp Hafeneger. Artig machte ich Platz. 2 Runden später kam dann Kenan vorbei und Schulten, der ja nach seinem Handbruch am Tag vorher, nicht topfit war. Mit jedem der mich noch überrundete wurden die Unterschiede in der Geschwindigkeit kleiner. Interessant war, dass Christian Wachter beim Überrunden eine ganze Runde brauchte um an mir vorbeizukommen. Sein Problem war, dass er zwar einen etwas höheren Kurvenspeed fahren und besser rausbeschleunigen konnte aber auf der Bremse Schwierigkeiten hatte vorbeizukommen. :-) Allerdings habe ich hinten weder Augen noch habe ich  Rückspiegel am Rennmotorrad und blaue Flaggen waren mal wieder Mangelware.

Ich fuhr dann nach besten Möglichkeiten das Rennen zu Ende und wurde als 28. abgewunken. Als ich dann die Auswertung durchschaute, habe ich mich ziemlich geärgert. Hätte ich meinen Platz einfach nur gehalten, wäre es ein 21. oder 22. Platz geworden. Aber: That's racing.

Jedenfalls habe ich gemerkt, dass ich langsam zu meiner alten Form zurückfinde und sogar mit dem mittlerweile ein weiteres Jahr und 2 Stürze älteren Motorrad schneller unterwegs war als letztes Jahr.

Das nächste Rennen für Jubi ist am 1. / 2. Juni im Rahmen der SBK-WM in Oschersleben und für mich am 14. / 15. Juni im tschechischen Most.

Let's race!!!

Euer # 47 Martin

Was uns sonst noch aufgefallen ist:

- Dass die Brötchen im Fahrerlager mit 60 Cent per Stück reichlich teuer waren (hat aber mein Teamchef gesponsert)

- Dass die Fahrerlagerordnung diesmal unter aller Sau war

- Dass die Seitenwagenteams meinen sie hätten im Fahrerlager eine Sonderstellung.

- Dass ich mich zwar sicherlich nicht freue, die blaue Flagge zu sehen, sie aber dennoch eine Menge Sinn machen würde.

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