Hockenheim 2002, die Erste (und Letzte?).
 

Auf Hockenheim habe ich mich schon im Vorfeld riesig gefreut. Frühzeitig um 20 Uhr am Donnerstag hatte ich den Leihtransporter da und kam früh am Abend, so um 22.30 Uhr an der Tankstelle los. Wie ich es mag, hat es auf der Fahrt noch reichlich geschüttet und ich freute mich auf ein freies Regentraining. Als wir dann Punkt 3 Uhr morgens vor den verschlossenen Toren des Rings ankamen, war der Himmel dann leider wieder völlig sternenklar. Manuela und ich legten uns dann schön ins Bett und schliefen uns erstmal bis 6.00 Uhr aus. Der fröhliche Torwächter weckte uns dann mit einem zarten Klopfen auf die Seitenwand des Wohnwagens, wobei mein Wecker dann auch umfiel und Laut gab. Die Sonne strahlte vom Himmel und wir bauten dann unser Vorzelt mitten im Fahrerlager der Seitenwagen auf, da dies ja gemäß den Anweisungen des Personals richtig ist für die Ssp-Fahrer.

Schnell noch angemeldet, Trainingsverkleidung montiert, Übersetzung gewechselt, ne Scheibe Toast reingehauen und ab auf die Strecke. Von Anfang an habe ich mich richtig wohl gefühlt, schließlich gehört Hockenheim ja zu meinen Lieblingsstrecken. Auch der Umbau der Strecke, einfach perfekt. Endlich kann man sich Ende Start-Ziel mal verbremsen und hat dann außen nicht mehr diesen doofen Kies sondern Asphalt zum Ausweichen. Nur die dort stehenden Strohballen hätte man weglassen können. Dass die Strecke in der Kurzanbindung und zur Sachskurve auf gut 7 Meter Breite verschmälert worden ist, ist ja auch fein, ein Motorrad hat ja eh nur eine Breite von 70 cm. Die Schikane hinter der 5.Gang-Linkskurve, bei der man auf gut bremsende Strohballen vor einer Mauer zubremst, ist ebenfalls genial gelungen. Man kann sie harmonisch im ersten oder zweiten Gang fahren und gemütlich in einer Doppelrechtskurve ins Motodrom knapp an der nächsten Mauer mit in Folie verpackten Strohballent mit Knie am Boden hochschaltend fahren. Auch die Senke ist gut gelungen. Dank aufgestellter Pylonen kann man sogar den Rand des Asphalts in der Opelkurve erahnen. Also eine echt perfekte Rennstrecke für Motorräder.

Dementsprechend habe ich mich von Anfang an richtig wohl gefühlt auf dem neuen Kurs. Fürs erste Quali am Samstag habe ich mir dann frische gebrauchte Reifen aufgezogen und schon bald beamte ich mich auf den gigantischen 33.Platz von 39 anwesenden Fahrern vor.

Im 2. Quali hatte ich richtig Spaß an den auf der Ideallinie auf schnellere Fahrer wartenden Fahrern vorbeizufahren um die Kampflinien auszuprobieren, damit ich mich nicht zu viel verbesser. Dabei habe ich Arne Tode mindestens 4 x überholt! Nach einer Verbesserung meiner Zeiten um eine volle halbe Sekunde habe ich für die Startaufstellung sage und schreibe 6 Leute hinter mir gelassen, was gegenüber dem ersten Lauf 2001 in Hockenheim eine sehr deutliche Verbesserung war.

Im warmup am Sonntag morgen probierte ich nochmal eine andere Übersetzung um dann wirklich nicht mehr zu wissen, was im Rennen besser funktioniert. Nachdem ich im Fahrerlager und nach Anweisung und Tipps von Theo Laaks, der einen Kupplungsnabenschaden vermutet bei jedem Training je 2 Starts trainiert habe, wußte ich wenigstens, dass es eine Möglichkeit gibt, halbwegs vom Start wegzukommen.

Der Start war pünktlich 20 Minuten zu spät und ich kam ganz ordentlich weg und habe zusammen mit Überholmanövern in der ersten Runde sicherlich 8 Plätze gut gemacht und war nach der ersten Runde von Startplatz 33 aus 34er. Während ich dann in den ersten 3 Runden so etwa 4 Leute überholte, kam mal wieder Nina nach einem Bombenstart von hinten an mir vorbei. Ich konnte mich zunächst ganz gut dranhängen, als sie in der Schikane jedoch mit einer Gewaltaktion mit großem Risiko 2 Leute fast zum Stillstand brachte und selber gut durchkam, war sie nach vorne erstmal weg. Ich selbst kam ungefähr auf Platz 29 liegend den beiden auch immer näher, bis mir der Gedanke kam, meinen rechten Unterarm wieder festgehen zu lassen und mich zurückfallen zu lassen. Schließlich hatte ich das in Hockenheim schon öfters und enges Auffahren ist ja auch gefährlich. 2 Fahrer winkte ich dann noch vorbei, dann war nach hinten viel Luft und ich konnte gemütlich meine Tour zu Ende fahren. Außerdem brauchte ich ja auch eine Ausrede, warum ich schon wieder nicht unter den Toptwenty zu finden war. Um das Ganze zu untstreichen gab ich beim Runterschalten dann statt locker flockig aus dem Handgelenk, direkt mit dem ganzen Arm Zwischengas, damit es auch jeder auf der Tribüne gut sehen konnte. So in der 13./14. Runde wollte ich eigentlich in die Box fahren, erstmal eine Tasse Kaffee trinken, aber ich dachte mir, dann sind die anderen enttäuscht, dass einer weniger hinter Ihnen angekommen ist und ihre Ergebnis dann schlechter aussieht (was ist ein erster Platz wert, wenn es keinen Zweiten gibt?). Uns so drehte ich noch ein paar Runden und sah mir dann mit mehr als 3 Sekunden langsameren Rundenzeiten als vorher an, wie Kaufmann Schulten ärgerte und wie groß der Abstand zum Dritten war. Mannmannmann, kann ja wohl nicht so schwer sein, da dran zu bleiben, oder? Nachdem dann 2 hinter mir und 2 vor mir noch wegen Frühstart ihre Reifen in der Box schonten und Altzschner aus dem selben Grund hinter mich klassiert wurde, wurde ich überglücklicher 30. im Rennen und hatte somit 3 Plätze gut gemacht. Jetzt brauche ich nur noch 15 Plätze weiter vorne zu landen und schon gibts Punkte!

Im Rennen sind insgesamt 6 Leute ausgefallen, davon sind 5 in die Box gefahren und den einzigen Rennsturz hatte Herbert Kaufmann.

Was uns sonst noch aufgefallen ist:

- der Umbau des kleinen Kurses in Hockenheim wirklich sehr gut gelungen und richtig motorradtauglich ist.

- Hockenheim jetzt erst recht meine Lieblingsstrecke ist.

- dass es leider nicht geregnet hat.

- dass der Helfer, der dieses Mal dabei war, pünktlich zum 2. Qualifying, also rechtzeitig nach dem Vorbereiten des Motorrades, mit 3 Leuten Gefolgschaft da war.

- das Sonntag morgen entsprechend keine Dose Bier mehr übrig war.

- dass man in der IDM auch ohne Training und Sponsoren  Ergebnisse unter den ersten 30 rausfahren kann.

- dass es auch in Hockenheim sonntags Brötchen gibt.

- dass ich derzeit der Meinung bin, nie wieder in Hockenheim fahren zu wollen.

- dass es keinen Spaß macht, zu wissen, dass man es kann, aber es einfach, egal warum, nicht hinkriegt, es umzusetzen.

Frustrierte Grüße, # 47 Martin

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