Der letzte Start am Schleizer Dreieck
 

Von vielen wird sie die "Isle of man von Deutschland" genannt und tatsächlich ist die Naturrennstrecke am Schleizer Dreieck ein Landstraßenkurs der es in sich hat. Vorbei an Häusermauern und Gullideckeln, Feldern und Wäldern als Sturzzonen hat die Strecke einen ganz besonderen Reiz. Der Flair dieser einzigartigen IDM-Veranstaltung ist unschlagbar. 30.000 echte Fans freuten sich auf die Rennen zur Int. Deutschen Meisterschaft der Klassen 125 ccm, 250 ccm, Supersport, Superstock und Seitenwagen. Außerdem waren im Programm noch die EM Seitenwagen und der MZ-Cup.

Leider konnten aber nur 4 der geplanten 8 Rennen durchgeführt werden, doch dazu später.

Definitiv läuft  in diesem Jahr die Homologation für den nicht ganz ungefährlichen Straßenkurs beim DMSB aus. Weitergefahren wird in Schleiz nur, wenn der Kurs durch eine Queranbindung gekürzt und die gefährlichsten Passagen komplett gestrichen werden. Leider steht dieser Aktion großer Geldmangel beim MSC-Schleizer-Dreieck-e.V. gegenüber. Deshalb ist die Zukunft dieses am Besten besuchten IDM-Rennens noch unklar.

Die 125er beim Regenrennen zwischen den Häsuern

 

Doch nun erstmal zu meinem Rennbericht:

Freitag abend kam ich kurz vor 21 Uhr nach einer fast 7 1/2 stündigen Fahrt mit 1000 Staus an der Strecke an und konnte dank Familie Hänel direkt einen perfekten Platz im vorderen Bereich des Fahrerlagers und in bester Gesellschaft von Penzkofer, Sebrich, Schescho und Bähr beziehen. Da meine Kleine mich zu Hause viel in Anspruch genommen hatte, mußte ich noch ein paar Kleinigkeiten am Motorrad vorbereiten und so kam ich dann doch nach einem Absacker erst wieder gegen 1 Uhr ins Bett.

Am Samstag morgen ging ich dann bei Sonnenschein Frohgemutes ins erste Training. Schon auf dem Weg zum Vorstart fiel mir auf, dass die Maschine nur unwillig Gas annahm. Ich habe mir dabei nichts gedacht und bin erstmal rausgefahren. Zeit zum Ausprobieren gab es ja nicht, da das erste Training auch das erste Qualifying war.

Die Gasannahme besserte sich aber auch nach den ersten 2 Runden nicht. Die Maschine hatte vor allem im ersten und zweiten Gang bis etwa 9000 Umdrehungen keine Leistung um dann schlagartig Leistung freizusetzen. Nicht wirklich das, was man gebrauchen kann auf einem Kurs mit 6 langsamen Ecken, die auch noch fiese Bodenwellen haben. Und so konnte ich aus diesen Ecken nicht richtig rausbeschleunigen und war trotzdem 5 Sekunden schneller als letztes Jahr im Training. Das reichte für Platz 34. Nach dem Training habe ich das Ganze sofort mit Fritz (Schultis Mechaniker bei Laaks) besprochen. Auf sein Geheiß hin habe ich dann den Vergaser umgerüstet und Fritz war sich sicher, dass das Problem behoben war.

Im 2. Qualifying fuhr ich raus und hatte in der ersten Ecke sofort wieder das Problem. Außerdem lag in der Waldkurve, einer 1.-Gang-Kurve nach einer 5.-Gang Bergab-Geraden, eine Öl-/Bindemittelspur, die man entweder innen auf 40 cm oder außen umfahren mußte. Das hat nicht nur mich irritiert. Ich konnte meine Zeit aus dem ersten Training zwar um gut 1 Sekunde verbessern, was aber nicht wirklich schnell war. Zurück in der Boxengasse war mir klar, dass ich damit sehr weit hintenstehen werde und tatsächlich war ich als 38. nur Vorletzter und ohne einen Schimmer, was ich verändern mußte, damit die Leistung normal einsetzt.

Nach einer Lagebesprechung mit Fritz kam mir der Gedanke, den alten Vergaser wieder draufzubauen und das Ganze im Warmup auszuprobieren. Gesagt, getan. Sonntagmorgen fuhr ich dann mit gemischten Gefühlen und fast 300 km alten Schlappen ins 15-minütige warmup. Nach anfänglichem Zögern merkte ich dann aber, dass die R6 wieder so funktionierte wie ich es gewohnt war. Das Fahren machte erst jetzt wieder so richtig Spaß und ich konnte einige Leute problemlos überholen. Da ich jetzt auf den Geraden durch das bessere Rausbeschleunigen auch schneller war, habe ich mich mehrfach verschaltet. Trotzdem sanken die Zeiten zusehends und ich konnte meine Zeit aus dem Qualifying trotz der alten Schlappen risikolos um mehr als 2 Sekunden senken. Und das bei gerade mal 5 gefahrenen Runden! Ich hatte Hoffnung im Rennen mit frischen Reifen und Kampfgeist nochmal 3-4 Sekunden zu finden. Am Ende des warmups übte ich nochmals einen Start, der wieder nicht klappte.

Mittags begann es dann etwas zu regnen. Nachdem man gerade auf so einem relativ gefährlichen Kurs die Fahrer nicht ohne Regentraining rausschicken wollte, beschloss die Rennleitung dann, zunächst 2 Trainingsrunden, dann eine Besichtigungs- und eine warmup-Runde fahren zu lassen, sowie das Rennen um 1 Runde zu kürzen. Die Rennen der 125ccm, 250 ccm und die Seitenwagen fuhren problemlos ihr Rennen. Mit einer Stunde Verspätung ging es für die Ssp-IDM dann um 14.45 Uhr zum Vorstart. Einige Fahrer wollten eigentlich gar nicht fahren, aber das Gros war dafür und so traten auch alle Fahrer an. Schließlich wollten ja auch die 30.000 Fans was sehen.

Die Besichtigungs- und warmup-Runden verliefen dann problemlos auch wenn einem dabei so richtig bewußt wurde, wie nah einige Bäume und Mauern wirklich stehen...

Dann der Rennstart. Wieder brach mir die Drehzahl zusammen und kam aus dem Keller nicht raus. Schon nach den ersten 30 Metern hatte ich 10 Meter Rückstand auf den Vorletzten. Irgendwann endlich lag die Leistung an und in der ersten Kurve war ich  schon wieder am Feld dran um in der nächsten Kurve den ersten zu überholen. Danach geht es heftig in Kurven bergab und unten wollte ich den nächsten ausbremsen, was aber mißlang. Dann 90° links und auf die Schikane zu, als plötzlich ein paar Leute die Hand hoben und auch ich die roten Flaggen sah. Im ersten Moment wußte ich nicht warum abgebrochen wurde, aber mir war es Recht, nach so einem Start. Als das Feld dann durch die Senke fuhr, sah ich noch immer nicht den Grund des Abbruchs und rätselte. An der nächsten Schikane sah ich es dann: Eine fette Ölspur mitten auf der Ideallinie. Ich fragte mich, wie die dahin kam, schließlich hatte ich in der warmup-lap ja das Feld vor mir hergeschoben und hinter mir waren höchstens ein oder 2 Fahrer gewesen. Wir haben dann die Runde zu Ende gefahren und das Öl wurde immer mehr. Fast ein Drittel der Strecke war auf einem rund 60 cm breiten Streifen voll Öl.

Dar allerletzte Start in Schleiz. Der letzte Fahrer bin ich. Ganz rechts der sch... Audi TT

In der Boxengasse angekommen hörten wir dann den Grund: Das SAFETYCAR, ein Audi TT, hatte sich die Ölwanne an den Randsteinen beschädigt und die Spur um den nassen Kurs gelegt.

Nach wenigen Minuten war klar, dass nicht mehr gefahren werden konnte und so war der Veranstalter gezwungen, schweren Herzens die letzte, 69. Veranstaltung auf dem alten Kurs in Schleiz komplett abzubrechen. Allen Beteiligten (Rennleitung, Veranstalter, Fans und Fahrer) tat diese Entscheidung sehr leid, aber es war wirklich die richtige Entscheidung.

Ein letzter Versuch, das Öl zu beseitigen.

Und so mußten die Klassen Supersport, Superstock, Sidecar-EC und MZ-Cup unverrichteter Dinge die Heimreise antreten.

Was uns  sonst noch aufgefallen ist:

- Dass die Brötchenversorgung im Fahrerlager perfekt war.

- Dass selbst Fahrer wie ich in Schleiz permanent Autogramme geben müssen. :-)

- Dass die Veranstaltung in Schleiz weiterleben muß, weil die Atmosphäre einfach nur geil ist.

- Dass nicht alles Neue gut ist (Vergaser).

- Dass ich ohne Mechaniker sehr gut zurecht kam und jetzt die Schrauben der Vergaserschellen schon fast auf Anhieb finde. :-)

 

Euer # 47 Martin

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