Kein Fortschritt am Nürburgring
 

Auch am Nürburgring kam ich nicht gerade vorwärts. Ohne  Mechaniker angereist und alles alleine aufgebaut und vorbereitet war mein erstes Training nur 15 Minuten lang. Zwar funktionierte die Motor-Vergaser-Einheit wieder sehr gut, jedoch hatte ich im freien Training Probleme, mich an die neue Streckenführung zu gewöhnen und ich haderte noch immer mit der Fahrwerksgeometrie. Seit einiger Zeit ist da einfach der Wurm drin.

Ein Bild, das mir ein Fan schickte!

Freitag Abend kam dann noch ein Bekannter nach. Wir bauten das Fahrwerk aus und brachten es den  Wilbers-Mechaniker. Dabei stellten wir zusammen fest, dass das Federbein schon auf maximale Länge eingestellt war. Die andere Möglichkeit, um das Fahrwerk nach meinen Beschreibungen zu ändern war, den Ölstand in der Gabel zu verändern, was die Wilberstechniker dann auch machten. Zwischenzeitig machten dann ein paar Fahrerlagernachbarn Ärger. Das Wohnmobil von Hänels stände im Weg und ICH solle doch dafür sorgen, dass es verschwindet, da die Parteien sich so nicht einigen könnten. Toll. Ich überlegte ernsthaft zusammenzupacken und nach Hause zu fahren. Zwar konnte ich da irgendwie nichts schlichten, die Laune bei allen Beteiligten war ziemlich down und ich fühlte mich wieder richtig gut, aber ich entschloß mich erstmal dazu, doch zu bleiben. Gegen 23.30 Uhr war das Motorrad endlich wieder fertig und ich konnte mich zu Bett begeben.

Zum ersten Qualifying zog ich  frische Reifen auf. Das Motorrad fühlte sich mit den Veränderungen und den frischen Reifen sofort viel besser an. Mit einer 1.38.6 min gelang mir zwar noch keine Traumzeit, jedoch fühlte ich eine so deutliche Verbesserung, dass ich mir fürs 2. Qualifying nochmals ein Absenken der Zeiten um 2-3 Sekunden vornahm. Da ich halbwegs wußte, wo ich Zeit verliere, wollte ich mich an schnellere Fahrer anhängen und mich um den ganzen Kurs ziehen lassen.

Martin auf der R6 in Hockenheim

Knapp 2 Stunden vor dem 2. Qualifying bekam ich dann einen sehr unangenehmen Anruf von Zuhause, der meine bis dahin noch vorhandene Motivation in die Etage unter dem Keller drückte. Hätte mich irgendwer schief angesprochen, hätte wahrscheinlich das Krankenhaus in Adenau einen Patienten mehr gehabt. Ab dem Moment  war das Wochenende abgehakt und nur noch Pflichtprogramm.

Eigentlich wollte ich nun endgültig zusammenpacken und fahren. Ein paar Leute überredeten mich dann doch zu bleiben. Ist ja schließlich auch alles schon bezahlt. Im 2. Quali fand ich dann noch 1,1 Sekunde und 3 Startplätze, hatte aber keinen Spaß mehr am Fahren.

Das warmup am Sonntag morgen verlief ziemlich ereignislos. Kein Fortschritt, kein Rückschritt, kein sonderlicher Spaß. Da ich ja bisher immer Startprobleme mit dem neuen Motor hatte, habe ich in der Auslaufrunde 3 Starts geübt. Der 3. war der Erste der einigermaßen klappte. Als ich dann in der Boxengasse durchs Tor zum Fahrerlager fuhr, merkte ich schon wieder, dass die Kupplung Ärger machte. Sie kam erst auf den letzten Zentimetern. Na, super. 

Ich habe dann lange überlegt, was ich mache. Geld für eine neue Kupplung? Mangelware. Also: Kupplungspiel geprüft und den Zug auf äußerstes Maß eingestellt. Dann ging es so halbwegs (wenigstens im Fahrerlager beim normalen Anfahren). Von einem Bekannten bekam ich dann einen neuen Satz Metzeler Rennsport, den wir aufzogen.

Beim Start in die Warmup-lap kam ich dann einigermaßen weg. Ich hoffte, dass die Kupplung auch noch den Start durchhält. Der Start selbst war, naja, sagen wir "ok". Die Drehzahl brach nicht zusammen und das Vorderrad blieb am Boden. Trotzdem kamen meine Startreihennachbarn etwas besser weg, aber ich konnte mich an ein paar anderen vorbeischieben bis zur ersten Kurve. Dort wischten wieder ein paar an mir vorbei und Dirk Reißmann stürzte. Als er wieder aufstand, rannte er Frank Schulz unmittelbar vors Motorrad. Wie sich hinterher rausstellte, sind die Verletzungen aber nicht ganz so tragisch wie man annehmen hätte können, da die Unfallstelle für mehrere Runden nicht nur unter gelber Flagge stand, sondern Dirk auch noch durch ein Auto abgeschirmt wurde. Wäre dort jemand anderes gestürzt, wäre Dirk zwar nicht mehr passiert, aber der andere Fahrer hätte Bekanntschaft mit 1 Tonne Stahl und Plastik gemacht. Zurück zum Rennen: Im Moment des Unfalls wurde ich etwas aufgehalten und zögerte. Das Rennen ging aber weiter und ich kämpfte mich an einem Fahrer vorbei. Im weiterem Verlauf des Rennens fand ich aber keinen Rhytmus, das Motorrad ließ sich kaum zusammenbremsen und auch beim Runterschalten fühlte es sich komisch an. Im Nachhinein kam mir der Gedanke, dass das wahrscheinlich am geänderten Kupplungsspiel beim Runterschalten und Einkuppeln lag. Aber was echt kurios war, war, dass das Motorrad in mehreren Ecken rutschte, mal vorne, mal hinten. Und das, obwohl ich langsamer unterwegs war als den Tag zuvor. Ich fühlte mich recht unbehaglich auf dem Motorrad und war dabei etwas mehr als eine Sekunde pro Runde langsamer als im Training. Dabei war ich auch noch sehr viel häufiger in Sturzgefahr. Einmal ist mir in einer Links sogar das Vorderrad spürbar eingeklappt! Es war ein echtes Trauerspiel. Ich war nicht mal dazu in der Lage, den Anschluß an meinen Vordermann zu halten und verlor mehr als 6 Sekunden auf ihn. Normalerweise wäre wirklich das einzig Richtige gewesen, das Rennen abzubrechen und in die Box zu fahren. Mit nicht optimal funktionierendem Motorrad und nicht gerade freiem Kopf sollte man kein Rennen fahren. Aber wie immer blieb ich doch wieder draußen und beendet das Rennen als 33. Beim Abbauen hatte ich dann wenigstens eine Menge helfende Hände (vielen Dank noch mal!) und war am frühen Abend dann zu Hause. Es war ein Wochenende zum Vergessen. Das Einzige was noch fehlte, war ein Sturz, der blieb mir erspart.

Was uns  sonst noch aufgefallen ist:

- Dass man zum Fahren wirklich einen freien Kopf braucht. Ansonsten bleibt man besser zu Hause.

- Dass selbst am Nürburgring mehr Fans waren, als in den letzten Jahren.

- Dass meine "Heimstrecke" kein gutes Pflaster für mich ist.

- Dass die Architekten jede schöne Strecke kaputt kriegen.

Euer # 47 Martin

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