Doppelstart in Oschersleben
 

Am 14./15. September ging es zur vorletzten IDM-Veranstaltung 2002 zum Motopark nach Oschersleben. Ein Event, auf dass ich mich gefreut habe, da wir dort 2 Rennen fahren sollten (Nachholrennen von Schleiz) und ich mich in Oschersleben recht wohl fühle.

Nach dem Rennen am Nürburgring hatte ich sogar einmal Gelegenheit zu einem Testtag um endlich mal mein Fahrwerk in den Griff zu bekommen. Zwar habe ich dabei einige Dinge probiert, aber den Stein des Weisen fand ich nicht.

Freitag morgens um 3 Uhr in Oschersleben angekommen, war die Nacht natürlich kurz und um 9.50 Uhr stand schon das erste freie Training auf dem Programm. Es gab noch viel vorzubereiten und ich entschied mich dazu, die Kette noch drauf zu lassen, 1 Turn würde sie schon noch halten. Tat sie nicht. Nach 2 Runden sprang sie dermaßen über, dass ich das Training abbrechen mußte und erst eine neue Kette montieren mußte. Die alte Kette hatte mittlerweile das 48er- Kettenrad zu einer runden Scheibe mit leichten Wellen degradiert.

Beim 2. und 3. Training gab es keine nennenswerten Probleme außer dem Fahrwerk halt. Ich probierte noch 2 Möglichkeiten aus, die mich nur unwesentlich weiter brachten. zur Erinnerung: Seit Anfang dieser Saison (nach der Fahrwerksrevision) fährt meine R6 wie ein Trecker aus den Kurven. Während mir außen der Asphalt ausgeht, fahren andere Leute auf engerer Linie schneller aus der Kurve.

Abends erklärte mir ein Fahrerkollege, dass er diese Probleme auch hatte bei seiner R6 und kurzerhand das gesamte Fahrwerk getauscht hat. Seit dem ist sowas Vergangenheit. Naja, so gut geht es mir finanziell nicht. Zwischen dem ersten und 2. Quali sprach ich dann mit den Technikern eines Fahrwerks-Konkurrenzproduktes. dabei erfuhr ich ein paar sehr interessante Dinge. Auch prüften sie meine Gabel und stellten dabei fest, dass sie bei völlig geöffneter Zugstufe noch immer dämpfte. Das bedeutet, dass die Gabel gar nicht richtig ansprechen konnte.  Deshalb ging ich zu den WILBERS-Technikern und meckerte rum, bis diese sich bereit erklärten, die Gabel nach dem 2. Qualifying zu prüfen und erneut zu revidieren.

Im ersten Quali erreichte ich mit einer 1.37,4 min dann den 35. Platz und fiel wegen einsetzenden Regens im 2. Training ohne Verbesserung zurück auf Platz 36 (ein Kollege hatte im ersten Quali Probleme). Nicht gerade ein Wunschergebnis.

Kurz danach baute ich die Gabel aus und erhielt sie 1 Stunde vor dem ersten Rennen zurück. Und tatsächlich, es war Schmutz in der Gabel, außerdem kam 10er Öl rein und ein Tauchrohr machte ein paar Schwierigkeiten beim Zusammenschrauben.

Fürs Rennen zog ich dann auf Empfehlung der Pirelli-Leute einen SC1 für hinten auf, vorne blieb der SC1 drauf, denn ich schon seit dem zweiten freien Training fuhr.

Beim Rennen war ich dann zum ersten Mal Erster! Aber leider nur Erster der in der Startaufstellung stand :-)

Sowohl der Start zur Warmup-lap als auch der Rennstart gelangen ordentlich. (Auch mein Startproblem habe ich ergründet und wie es aussieht auch ausgeschaltet). In den ersten 2 Kurven dann wieder ein riesiges supersporttypisches Chaos. 2 Leute ritten aus, der Rest fuhr hakelig und irgendwie fuhren alle nebeneinander. Ich kam leider nirgends durch und sortierte mich hinter Ralf Altzschner ein, dessen GSXR recht ordentliche Leistung hatte. Auf den Geraden verlor ich immer einige Meter, die ich mich am Ende wieder ranbremsen konnte. 3. oder 4. Runde legte ich ihn mir dann zurecht und bremste ihn knapp aus. Die folgende Runde fuhr ich Kampflinie um ihn nicht wieder vorbeizulaasen. Dann schaute ich mich um. Kein Altzschner mehr zu shen, oder war er auf der anderen Seite? Nö, er war nach hinten verschwunden. Vor mir hatte ich dann Frank Rumpel, an den ich auch rankam. Er wiederum hatte vor sich Beinlich und Sluka. Während Rumpel es dann nach vorne etwas abreißen ließ, kam er aus manchen Ecken gut raus und ich kam nicht wirklich in Verlegenheit ihn ernsthaft angreifen zu können (außer mit einer Gewaltaktion, die auch schnell hätte schief gehen können und das ist es um die Plazierung rum nicht wert). So blieb ich an seinem Hinterrad und hoffte auf einen Fehler, der aber leider ausblieb. in der letzten Runde wehrte er dann noch meine Angriffsversuche ab und ich kam als 31. ins Ziel. Mit einer 1.37,005 min als schnellste Runde war ich nicht wirklich zufrieden, denn das Fahrwerk funzte nach der Revision um Klassen besser als zuvor. Aber ohne freie Fahrt kann man das Potenzial einfach nicht umsetzen. Ich denke, 1-1,5 Sek. wären evtl. noch drin gewesen. Und so hoffte ich auf das 2. Rennen.

Nach dem Rennen, es wurde langsam schon dunkel, sah ich mir den Hinterreifen an. Er war leicht aufgerissen, auch hatte ich im Rennen ein paar leichte, aber beherrschbare Rutscher. Die Empfehlung war also Mist. Da bis nach dem warmup die Wilbersleute noch nicht ansprechbar waren, fuhr ich mit dem selben Reifen das warmup. In den 10 minuten fuhr ich nicht sonderlich schnell, nur um 1.39 min. Trotzdem riß der Reifen weiter auf. Ich bin dann zu Pirelli hin, die mir erklärten, dass es wohl ein Fahrwerksproblem wäre, während beim anschließenden Wilbersbesuch der zu weiche Reifen schuld sei. Was lehrt mich das? Ganz einfach, ich verlasse mich lieber auf mein eigenes gefühl. Naja, jedenfalls hat sich der Wilberstechniker das Federbein nochmal zu Herzen genommen und, nachdem er vor dem 1. Rennen schon die Federvorspannung erhöht hatte, hatte er nun auch eine Idee für die High- und Lowspeedabstimmung der Druckstufe.

Im Sonntagsrennen hatte ich daraufhin keinen Rutscher, viel Grip und endlich ungefähr das Gefühl fürs Motorrad, das ich mir vorstelle. Gleichzeitig sieht der Hinterreifen nach dem Rennen so aus, wie er es auch muß, also nur etwas rauh!

Zum Rennen: Diesmal war ich etwas spät dran, bzw. die Ampel war sehr früh schon auf rot, so dass ich und auch 2 weitere Fahrer nicht mehr zum Startplatz fahren durften. Mit langsam aber sicher abkühlenden Reifen warteten wir auf die warmup-lap um uns hinten anzuschließen. In genau der Runde fing es dann leicht an zu regnen und das Rennen wurde erst gar nicht gestartet sondern sollte nach 10-minütiger Pause als "Wet-Race" gestartet werden. Alle Helfer kamen wieder in die Startaufstellung, fast alle hatten die Reifenwärmer   wieder dabei, nur ich hatte wieder keine da. :-(

Schleiz: Rennen fahren zwischen Kornfeldern.

Dann hieß es, wir bekämen 2 Warmup-Laps. Außerdem  sollte das Rennen auf 12 Runden gekürzt werden. Wunderbar, 2 Runden sollten reichen um die Reifen auf Betriebstemperatur zu bekommen.

In der 2. Kurve der ersten Warmup-lap fiel dann ein namhafter Suzuki-Fahrer, dessen Namen ich hier lieber nicht nenne, bereits auf die Nase und konnte das Rennen nicht aufnehmen. War schon ein bißchen peinlich...

Beim Start kam ich mittelmäßig weg, bremste aber Ende der Start-Ziel-Geraden ein paar Leute aus und quetschte mich ganz innen rein um in der folgenden Rechts ganz außen zu sein. Dabei kam ich auf den schmutzigen Fahrbahnteil, da mal wieder alle nebeneinander fuhren. ich verlor wieder in paar Plätze. beim Anbremsen der Hasseröder machte ich wieder ein paar Plätze gut und wurde ganz innen eingeklemmt. Außen fuhren wieder ein paar Leute vorbei. Dann sah ich Giuseppe Zuddas (#13) durch den Dreck fahren und dachte mir noch "den siehst du so schnell nicht wieder". Dann hatte ich Peter Sluka vor der Nase. Da Peters Emonts-YAMAHA eine Menge Dampf hat, wußte ich, dass es schwer sein wird, an ihm vorbeizukommen und ich mußte ihn mir erst zurechtlegen. in der 3. Runde, ich hatte mir gerade überlegt, wie ich es anstelle, dass es paßt, kam Ende Start-Ziel plötzlich mit einem irren Speed-Überschuß Zuddas während ich schon bremste vorbei und fuhr mit viel Glück auf allerletzter Rille noch in die Kurve. Ich habe mich richtig erschrocken, bekam nur noch 1 Gang runtergeschaltet und fuhr in der Links ganz außen über die gelöcherten Randsteine.

Vor der Hasseröder-Kurve hatte ich 25-30 meter Rückstand auf meinen Vordermann. Mit 3 aufeinanderfolgenden 1,36er-Runden schloß ich wieder auf und hatte wieder den Anschluß an die 8 Mann starke Gruppe. In den meisten Ecken hätte ich schneller fahren können, in Einigen nicht. Und ausgerechnet an den beiden besten Überholmöglichkeiten (Ende S/Z und Ende Gegengerade) hatte ich immer etwa 5-6 Meter Abstand. Das reicht nicht um innen halbwegs fair und sicher auszubremsen und so blieb ich erstmal hinter der Gruppe.

Zwischendurch schaute ich mich um um zu sehen, was meine Hinterleute machten und planten. Nachdem ich mich 2-3 Mal umschaute und niemand sah, raffte ich so langsam, dass ich anscheinend Letzter war! ich konnte das gar nicht fassen. Das wollte ich nicht auf mir sitzen lassen und ich entschloß mich zum Weg nach vorne.

Ich legte mir Zuddas zurecht zum Ausbremsen Ende der Gegengeraden. Während er  Sluka ausbremsen wollte blieb ich ganz außen und wollte das Manöver abbrechen, als ich plötzlich die Möglichkeit sah, einfach außen anzugreifen! Gedacht, getan und ich ging in der Rechts außen direkt an beiden vorbei. Dazu war ich sogar noch im richtigen Gang und konnte die folgende Links voll fahren. Auf der Start-Ziel-Geraden kam Sluka dann wieder dank Motorleistung vorbei und bremste sehr spät. Aber nicht spät genug. Da ich damit rechnete und innen war, bremste ich ihn sofort wieder aus und zog mit mehr speed durch die nächsten Kurven. Ende der Gegengeraden hatte ich dann Rumpel direkt vor mir. Ich probierte dieselbe Taktik und überholte auch ihn außen. Warum nicht gleich so? Richtig auf den Geschmack gekommen hatte ich dann Peter Altmann und Mario Josic ein paar Meter vor mir. Vor der letzten Rechts reichte es noch nicht, aber Ende S/Z sollten sie fällig sein. Ich kam mit gutem Tempo auf die Gerade, als ich plötzlich den Rennleiter mit der karierten Flagge sah. Mit gerade mal 3/10 Rückstand auf Altmann kam ich über die Ziellinie und ärgerte mich, dass das Rennen schon vorbei war, denn diese Gruppe von 8 Leuten kam innerhalb von 3 Sekunden durchs Ziel. Dazu fuhr der Führende der Gruppe, Ralf Altzschner, gerade mal eine 1.37,05 als schnellste Runde. Bis Platz 25 wäre also noch alles drin gewesen. Schade, aber wenn die Rennen so kurz sind, muß man vonm Anfang an schon weiter vorne dabei sein. Ärgerlich auch, dass ich es wieder nicht geschafft habe, auf einen schnellen Zug aufzuspringen und immer noch einfach nur glaube, dass im Rennen bei freier Bahn 1.35er Zeiten hätten fallen können.

Trotz der zwei recht schlechten Plätze bin ich zufrieden mit dem Rennen, da ich zum einen viel Spaß beim Fahren hatte und vom Kopf und vom Fahrwerk her wenigstens schon wieder meinen Stand vom letzten Jahr erreicht habe. Denn unter den Bedingungen unter denen ich in diesem Jahr Rennen in der IDM fahre würden viele andere mit Sicherheit gar nicht übers Fahren nachdenken. Aber das ist eine andere Geschichte.

Was uns  sonst noch aufgefallen ist:

- Dass die Brötchenversorgung Samstag und Sonntag hervorragend war.

- Dass es besser ist Frau und Kind mitzunehmen als sie alleine zu Hause zu lassen.

- Dass ich in Oschersleben zwar mein (Anfang des Jahres) gestecktes Ziel nicht erreicht habe, aber auf dem besten Weg bin zu meiner alten Form zurückzufinden.

- Dass der Pirelli SC1 (vorne) fast ewig hält. (Ich habe den vorderen Reifen vorm freien Training aufgezogen und das gesamte WE gefahren)

Euer # 47 Martin

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