Versöhnliches Ende beim 1. Supersportrennen

Nach dem wir am Donnerstag abend gegen 22 Uhr am Hockenheimring ankamen und die Wetteraussichten fürs Wochenende gut waren, wollte ich Freitag morgen eigentlich das 1. freie Training auslassen, da es ein paar Tropfen regnete und meine Erfahrungen mit Hockenheim und Regen nicht so rosig sind. Okay, das Training war bezahlt und ich bin einfach mal  rausgefahren, um wenigstens schon mal etwas zur Übersetzung sagen zu können. Es hörte dann auch auf zu tröpfeln und ich konnte mich in den 30 Minuten ein wenig an die Strecke gewöhnen. Im 2. freien Training habe ich das Tempo etwas gesteigert und alles lief nach Plan, die Übersetzung passte, die anderen Supersportler waren auch noch nicht so schnell.

Im 3. Turn habe ich nochmals zugelegt und das Motorrad fühlte sich recht gut an, bis ich vor mir einen Cup-Fahrer hatte, zu dem ich immer weiter aufschloss. Da er anscheinend lieber durch metallene Knieschleifer Funken sprühte als schnell zu fahren, nahm ich mir vor, ihn schnell zu überholen, da das fürchterlich nervte und ablenkte (wir wollten ja auch nicht zur Eisdiele...) In der Doppelrechts vor der  Start-Ziel-Geraden lief ich auf und wollte ihn mir für die Start-Ziel-Gerade zurechtlegen, weshalb ich mit etwas mehr Schwung in die letzte Kurve ging, als mir ohne Vorwarnung das Vorderrad am Scheitelpunkt der Kurve wegrutschte. Die Reifenstapel kamen immer näher und ich hoffte, dass ich vorher zum Liegen kam. Ich hatte dann auch Glück und blieb einen halben Meter davor liegen, die R6 touchierte die Stapel noch, aber nur ein wenig. Als ich dann wieder auf meinen Beinen stand, habe ich erst mal nach der Maschine gesehen: Auspuff, Scheibe, Raste, Lenker und Kleinteile waren im Eimer, aber wenigstens hat sie sich nicht überschlagen und die Trainingsverkleidung hatte auch nicht so viel abbekommen. Nachdem ich dann die R6 bis zum Ende der Boxengasse schieben musste (Christian dachte, ich käme mit dem Schandkarren) fingen wir auch direkt an, alles zu demontieren und wieder aufzubauen. Später kam Flo auch in Hockenheim an und freute sich, endlich auch mal was schrauben zu können (ich war letztes Jahr recht pflegeleicht...). Nachdem ich auch noch den Auspufftopf ausgedengelt hatte (TIPP: AHK’s sind supergeeignet dafür!), waren wir nachts um

1 Uhr reif fürs Bett.

Morgens dann technische Abnahme und um  9.30 Uhr 1. Qualifikationstraining. Sollte aber kein Problem sein, die Maschine lief ja wieder. Bis zur 3. Runde. Dann fing sie an beim Gaswegnehmen zu knallen und hatte in der Kurve mit Knie am Boden Aussetzer vom Feinsten. Ich bin dann erst mal in die Box, auf Anhieb war aber kein Grund zu erkennen und ich habe es nochmal versucht.

Es wurde aber immer schlimmer, so dass ich nach insgesamt 11 Runden das Training beendet habe, da die Maschine unfahrbar war, es war einfach zwecklos.

Meine Mechaniker haben dann rausgefunden, dass wohl abends um 1Uhr zwar die Augen zu waren, nicht aber die oberen Vergaserschellen L. Okay, kommt vor, hat die R6 halt Falschluft gezogen.

Sie haben dann alles festgezogen und es sollte ja auch noch ein 2. Qualifying geben.

Tja, und was soll ich sagen, im 2 . Training hatte ich schon in der 2. Runde das selbe Problem,

wieder raus in die Box, nachgesehen, der Benzinschlauch sah verklemmt aus, schnell einen Kabelbinder drum, weitergefahren, kein Erfolg, wieder raus, geguckt, nix gesehen, auf Startknopf gedrückt, kein Ton, Anlasser auch noch defekt??? Nochmal probiert, brummm, war sie wieder da.

Ich dann wieder rausgefahren, Trainingsabbruch wegen eines Sturzes, ab in die Box, wieder raus, pengknallbumm, nach nur 6 Runden habe ich das Training beendet mit dem Ergebnis, auf dem letzten Startplatz stehen zu dürfen. Aber wenigstens war ich im Rennen mit einer Qualifikationszeit von 1.13,4 min aus dem ersten Training.

Nachdem wir alles zerlegt hatten, fanden wir dann den Übeltäter, wir konnten einen Wackelkontakt am Ende eines Kabels lokalisieren. Nachdem wir auch das repariert hatten lief das Motorrad im Warmup am Sonntag morgen einwandfrei und ich freute mich auf ein interessantes Rennen von ganz hinten, allerdings merkte ich auch wieder mein typisches Hockenheimproblem: Der rechte Unterarm fing an zu schmerzen.

Wir haben den Arm dann gekühlt und mit Sportgel massiert, damit es im Rennen erträglich wurde.

Ja, und dann der Start zum Rennen von GAAAANZ hinten. :-((( Naja, dann kann man sich wenigstens nicht verschlechtern :-)))

Ich kam überraschend gut vom Start weg und hatte vor der ersten Kurve bereits sechs Fahrer hinter mir.

Die erste Runde verlief dann wie im Schneckentempo, es waren einfach zu viele Mopeds auf der Strecke, die sich erstmal sortieren mussten. Ab der 2. Runde ging es dann etwas schneller, meine Zeiten wurden wieder besser, aber ich hatte noch ganz schön Respekt vor der Sturz-Kurve. Mit einem Fahrer hatte ich schöne Kämpfe, bis ich dann nach dem ersten Renndrittel merkte, dass der Arm langsam wieder fest ging. Unter dem Helm habe ich dann laut geflucht, weil ich wusste, dass ich den anderen Fahrer problemlos wieder hätte kriegen können, normalerweise. Von da an ging es abwärts, erst als ich dann von Schulten und Konhorten überrundet wurde habe ich mich nochmal etwas zusammengerissen und bin meine schnellste Runde gefahren. Eigentlich wollte ich schon aufgeben, ich habe mir dann aber gesagt: Aufgeben? Niemals !!!

Und bin weitergefahren / rumgeeiert. Auf meine Hinterleute hatte ich dann permanent 1 Sekunde Vorsprung.

Drei Runden vor Schluss sah ich nochmals die blaue Flagge und ich habe artig Platz gemacht (ich konnte ja eh nicht mehr), dabei sind dann meine beiden Hinterleute mitdurchgerutscht. Sch...., aber egal, das Rennen war eh für mich gelaufen, der Arm ging immer fester, ich konnte nicht mehr richtig bremsen und nicht mehr Gasgeben, die R6 hat gewackelt wie wild, ich konnte sie kaum noch halten. Aber Aufgeben???? Niemals !!!

Dann endlich die Zielflagge und ich wurde als 22. abgewunken. Die nächsten, die hinter mir ins Ziel kamen, hatten schon etliche Sekunden Abstand, kaum zu glauben. Im Parc Fermé habe ich mir dann erst mal helfen lassen, die Handschuhe auszuziehen, der Unterarm war hart wie Stein. Ich hasse Hockenheim. Immer wieder dieses Problem. Da tröstet auch nicht die Tatsache, dass ich nicht der Einzige bin und auch namhafte Piloten Lieder davon singen können.

Aber immerhin war die R6 heil geblieben, Rundenzeiten bin ich gefahren wie vor dem Sturz, aber aufgrund des fehlenden Trainings waren sie natürlich weit von dem entfernt, was ich mir unter richtigen Bedingungen zugetraut hätte. Trotz allem bin ich nur 27 Sekunden hinter dem 15. Platz durchs Ziel gefahren, obwohl ich die letzten 2 Runden nur noch 1.15er Zeiten fahren konnte!

Naja, wir haben das Wochenende unter „wieder was gelernt“ abgehakt und hoffen drauf, dass es am 2./3. Juni 2001 in Oschersleben besser klappt und ich endlich was auf der Strecke lernen kann. Drückt mir die Daumen.

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