Außer dem Ziel nicht viel erreicht

Auch die 3. Veranstaltung zur IDM Supersport stand für mich unter keinem guten Stern. Am Donnerstag vor der Veranstaltung wollten Christian (mein WEGNER - Mechaniker) und ich um etwa 18 Uhr aufbrechen, um vor 24 Uhr noch ins Fahrerlager zu kommen (wird dann geschlossen) und das Vorzelt aufbauen, damit wir morgens etwas weniger Stress vor dem freien Training haben. Dies wurde leider durchkreuzt, da aufgrund der Arbeitslage Christian für Freitag kurzfristig den Urlaub gestrichen bekam (hat er 16.30 Uhr erfahren). Ich habe dann alles alleine zusammengepackt und kam dann auch erst gegen 20 Uhr los. In Oschersleben um 2 Uhr nachts angekommen, vor dem Fahrerlager im Wohnwagen übernachtet und um 6 Uhr dann ab ins Fahrerlager. Ich hatte ja noch genug zu tun: Wohnwagen plazieren, Zelt aufbauen, Transporter entladen, zum Training anmelden, Trainingsverkleidung anbauen, Übersetzung wechseln, tanken und dann um 9.30 Uhr mit vier Stunden Schlaf auf die Strecke. Also alles bestens :-). Beim Zeltaufbau hat mir dann noch meine persönliche hospitality, Familie Hänel geholfen (die uns übrigens hervorragend mit Essen und Trinken versorgen).

Für jedes der vier freien Trainings je 20 Minuten hatte ich dann einen anderen Aufkleber bekommen. Also erst mal alles in den Wohni gelegt und Motorrad vorbereitet. Punkt 9.30 Uhr war ich dann umgezogen und konnte losfahren. Den Wohnwagenschlüssel habe ich Holger Hänel mitgegeben, der mir dann auch die Zeiten von der Boxenmauer aus stoppen wollte. Ich bin dann losgefahren und musste erst mal suchen, wo man auf die Strecke kommt, es waren alle Boxentore zu, die Durchfahrten zwischen den Boxen und die Streckeneinfahrt am Vorstart abgeschlossen. Toll! Das Tor am Anfang der Boxengasse war dann offen. Kaum dort angekommen, hielt der Posten mich an und fragte nach dem Aufkleber. Super: Vergessen. Liegt im Wohni, Schlüssel vom Wohni in der Boxengasse. R6 irgendwo hingestellt, ab durch die Türe irgendeiner Box, Holger gesucht und losgeschickt, er Aufkleber nicht gefunden, selbst hin, Kleber draufgeklebt und los. Es reichte noch für 2 gezeitete Runden: 1,46,8 min und 1.41,8 min. Okay, was soll's, es sollte ja noch drei weitere Trainings geben. Davon war das erste dann komplett nass. Bei den beiden anderen hatten wir abtrocknende Strecke. Also perfektes Wetter (um im Wohnwagen eine Tasse Tee zu trinken). Im vierten Turn habe ich dann eine 1.55 min gefahren und war damit halbwegs zufrieden, weil, sooo ein Wetter werden wir Samstag wohl nicht haben. Dachte ich. Christian und Flo kamen dann Freitagabend so gegen 24 Uhr auch an.
Am Samstag im 1. Qualifying hatten wir fast exakt die selben Bedingungen. Ich habe mich dann ein wenig durchgebissen und fuhr 1.51 min, das reichte für Platz 33 von 42. Hätte ich nicht gedacht! Das Wetter für das 2. Qualifying sah dann nach deutlich mehr Regen aus und aus Geldgründen entschloss ich mich nach Absprache mit den freundlichen Mitarbeitern von METZELER dazu, den gebrauchten Regenreifen draufzulassen. Am Vorstart kam dann noch ein schöner Schauer runter und ich freute mich, dass ich wohl keinen Platz mehr verlieren würde. Dachte ich. Denn das waren schon die letzten Regentropfen für das Training. Von Runde zu Runde wurde die Ideallinie weniger feucht, bis sie dann trocken war, aber nur 20 cm breit, unmittelbar neben der weißen Linie. In der 3. Runde bremste mich ein Ex-Cup-Fahrer aus und machte 20 Meter auf mich gut. Innerhalb von 1 Runde hatte ich mich wieder an ihn rangearbeitet und hing in den Kurven an seinem Hinterrad. Beim Rausbeschleunigen war er besser drauf, aber in der Kurve fuhr er dann wieder so sch..., nur, ich kam nicht dran vorbei, ich hätte ihn auf nasser Fahrbahn ausbremsen müssen und das habe ich mich nicht getraut (Martin und Regen, zwei Welten stoßen aufeinander). Ich habe mich dann zurückfallen lassen und eine schnellere Runde gedreht. Dabei merkte ich, dass der (für ein Trockentraining schon zu alte) Regenhinterreifen anfing auf der trockenen Linie zu schmieren. Aber, wo ist die Grenze eines Regenreifens auf trockenem Asphalt? Wieviel geht noch? Schmeißt er Dich ab, oder kündigt er sich an? Ich hatte ja noch keine Erfahrung mit Regenreifen. 2 Runden später war es mir zu heikel und ich habe abgebrochen. Die Spitzenfahrer hatten sich zwischenzeitlich getraut komplett Intermediates oder mindestens 1 Rad auf Intermediates (vorne oder hinten, habe beides gesehen) umzurüsten. Ich hätte dabei die Linie wahrscheinlich gar nicht getroffen, für die Profis reichte es aus um 1.38,6 min zu fahren! Schon als ich die Zeit hörte lief es mir eiskalt den Rücken runter. Ich bin dann 5 Plätze zurückgefallen und 2 Leute haben die Qualizeit nicht geschafft, da diese mittlerweile bei 1.53 min lag, puh, Glück gehabt, wenigstens im Rennen. Aber wieder recht weit hinten. Sonntag morgen war dann zum warmup die Strecke trocken und ich konnte meinen ersten trockenen Turn des Wochenendes drehen. Die Umstellung fiel mir schwer, ich hatte mich schon an die anderen Bremspunkte gewöhnt und auch beim Beschleunigen habe ich dann regenmäßig Gas gegeben. Das Ergebnis war eine 1,40,2 min. Fand ich ganz okay, ich war damit an 26. Position. 
Dann mussten wir uns beeilen und noch neue Reifen draufziehen, gut 1 Stunde später war ja das erste Rennen. Da noch andere bei METZELER anstanden, dauerte der Wechsel recht lang, was mir später zum Verhängnis wurde. Ich konnte mir beim ersten Rennen (Junior-Cup) die Startampel nicht ansehen und produzierte deshalb einen (ganzganz leichten) Frühstart. Die Ampel stand, völlig ungewohnt, ewig auf rot und mindestens 15 Leute fuhren zu früh los. Sechs Fahrer wurden dann mit 30 Sekunden Zeitstrafe belegt, unter anderem ich. Toll :-(. Das erfuhr ich dann allerdings erst nach dem Rennen. Im Rennen selbst habe ich mich in der ersten Runde noch etwas zurückgehalten und erst danach angefangen mir meine Vorderleute zurechtzulegen und nach und nach zu überholen. Der Respekt vor den "erfahrenen" Supersport-Fahrern war einfach noch zu groß. Ich merkte dann aber, dass ich eigentlich deutlich schneller fahren konnte und überholte noch vier Fahrer. Dann war nach vorne nix mehr los, ich konnte niemand mehr sehen. Nach hinten hatte ich 2 Sekunden Luft und ich habe mich geärgert, dass ich so lange mit den Vieren rumgefackelt habe. Der Anschluss nach vorne war weg. Ich fuhr dann die letzten drei Runden alleine für mich, bis sich dann in der Dreifach-Links beim Umlegen in die Rechts plötzlich Penzkofer vorbeidrängte. Es gab keine blauen Flaggen und beinahe hätte ich den Führenden abgeschossen. Ich habe dann aufgepasst wann der Zweite kommt und bin dann knapp überrundet als 27. abgewunken worden. Mit den zusätzlichen 30 Sekunden war ich dann an 31. Position. Egal, es sollte ja noch ein Rennen (Ersatzlauf Eurospeedway) geben. Die Reifen hatten auch hervorragend funktioniert, mit dem METZELER-Rennsport ist Schräglage bis zum Abwinken möglich, ich hatte nicht einen Rutscher, auch nicht beim Rausbeschleunigen. In einer Kurve bin ich sogar trotz der höhergelegten RaiRoTec-Fußrasten-Anlage mit dem Stiefel leicht aufgesetzt! Aber trotz allem hatte ich im Rennen (wahrscheinlich aufgrund des fehlenden Trockentrainings) keinen rechten Rhythmus gefunden und auch die Rundenzeiten waren nicht so, wie ich sie mir erhofft hatte. Außerdem konnte ich mich nicht von schnelleren Fahrern ziehen lassen, da alle schon nach vorne weg waren. Ganz im Gegenteil, ich war hinterher Zugpferd für meine Verfolger!

Das zweite Rennen:
Eine Stunde vor dem 2. Rennen fing es wieder an zu regnen und es sah nicht so aus, als ob es wieder abtrocknen würde. Auf frischen Regenreifen habe ich dann mein erstes Regenrennen absolviert. Eigentlich war es für mich gar kein richtiges Rennen, denn nach 2 Runden unter Aufbringung letzter Konzentration habe ich es dann aufgegeben fünf Meter hinter dem (hakelig und unsauber fahrenden) Vorletzten langzueiern und habe es einfach abreißen lassen. Ich habe mir dann gedacht, das Ganze als Training anzusehen und hoffte dann von den Überrundeten was abgucken zu können. Ich habe mich dann entspannt und bin ganz locker von Runde zu Runde schneller geworden. Irgendwann kam dann Schulten mit irrem Tempo vorbei. Dann kam sehr lange nichts mehr. Als Penzkofer und Schulten vorbei waren und einige Zeit später der Vierte, wurde es für mich interessant, denn jetzt konnte ich sehen, wo meine größten Probleme sind. Als Martin Bauer mich Ende Start-Ziel ausbremste, konnte ich sogar zwei Kurven an seinem Hinterrad bleiben. Meine Rundenzeit sank rapide, der Regen wurde wieder mehr. In der letzten Runde fuhr ich dann meine schnellste Runde. Und die hätte gereicht, mit den letzten vier Piloten des Feldes mitzuhalten. Jetzt schöpfe ich wieder Hoffnung, dass ich meine Regenblockade doch noch loswerde und vielleicht sogar das zügige Fahren im Regen lerne. Denn bis zum Schluss bin ich unverkrampft gefahren und der Reifen ist nicht einmal ernsthaft gerutscht. Außerdem habe ich ihn sogar bis auf wenige Millimeter rund gefahren! Also, ES GEHT!!! Allerdings hätte es von mir aus im Rennen ruhig trocken sein können.

 

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