Für Ende Juni stand ein besonderes Event auf meinem Terminkalender: Ein
Lauf zur EM in Assen.
Natürlich war dies für mich als Yamaha-Cup-24. von 2000 ein hochgestecktes Ziel, aber
Assen gehört zu den Strecken, wo ich 2000 auch gut klargekommen bin und das bißchen
Strecke, das ich noch nicht kenne (es wird der große Kurs gefahren), sollte ja wohl nicht
das Problem sein. Trotzdem war mir klar, um überhaupt die Qualifikation fürs Rennen zu
schaffen, mußte ich heftig Gas geben und einige Fahrer hinter mir lassen. Immerhin hatten
50 Fahrer genannt und nur 36 Piloten durften laut FIM - Abnahme ins Rennen starten.
Und die anderen 49 sind keine Hobby-Renntrainingsfahrer, sondern ambitionierte Rennfahrer,
die wahrscheinlich nicht grundlos ein I-Lizenz haben und in der Europameisterschaft
starten.
Für mich stand deshalb im Vordergrund: Spaß haben, endlich mal auf dem großen Kurs
fahren (wird nur bei GP- und SBK-WM-Veranstaltungen gefahren), von anderen, schnelleren
Fahrern lernen und vor allem mich bei endlich guter Witterung und angenehmen Temperaturen
weiter mit der WEGNER-R6 anzufreunden und Routine zu gewinnen. Wenn dann dabei noch die
Quali rauspringen sollte, wäre das schon top. Nicht zu vergessen natürlich auch den
Grand Prix zu gucken, evtl. Schwätzchen mit dem einen oder anderen Fahrer zu
halten.
Jetzt aber der Reihe nach:
Nach dem freien Training war ich begeistert von der Streckenführung und habe den Kurs in
die Liste meiner Lieblingsstrecken aufgenommen, auch wenn ich schon wieder meinen rechten
Unterarm spürte (Hockenheim-, Assen- und Mostproblem). Im 1. Qualifying konnte ich dann
bereits in der 2. gezeiteten Runde meine Zeit aus dem freien Training unterbieten und fuhr
kurz darauf abermals 1 1/2 Sekunden schneller. Nachdem etwa 2/3 des Qualifyings vorbei
war, machte ich 5 Minuten Pause, auf mein Geheiß hin veränderte Christian die
Einstellung an der Gabel, da das Fahrwerk beim Anbremsen leicht rührte und das Hinterrad
stempelte. Die darauf folgende Runde war leider voll mit anderen Fahrern, in der 2. Runde
konnte ich meine Zeit sofort um weitere 1,5 Sekunden auf 2.19,9 min steigern, dann wurde
leider das Training beendet. Der mittlerweile ca. 250 km alte Satz RS1 / RS2 begann auch
etwas unruhig zu werden, so dass wir uns entschlossen fürs 2. Quali neue Reifen
aufzuziehen: RS1 / RS1, denn ich hatte ja nichts zu verlieren und die Qualifikation fürs
Rennen wäre wie ein kleiner Sieg.
Beim 2. Quali konnte ich bereits in der 2. gezeiteten Runde trotz Überholmanöver
meinerseits die Zeit vom Vortag einstellen und danach etwas steigern. Leider war dann jede
folgende Runde irgendwie im Eimer: Mal verschaltet, mal jemand im Weg, mal wurde ich
zeitkostend überholt. Bei gut Halbzeit habe ich Pause gemacht um dann guter Dinge wieder
rauszufahren. Leider lief es auch dann nicht besser und in der letzten Runde, in die ich
wieder alle Energie stecken wollte, drängelte mich in "de Strubben" jemand nach
außen und im darauffolgenden Linksknick kam eine schnelle Ducati vorbei, damit war die
Runde auch im Eimer, aber die schnellste Runde überhaupt, da ich auch in einige Ecken
schneller reingestochen bin als zuvor. Der Trost war aber schwach, da ich mit dieser Zeit
nur auf Rang 38 und damit als 2. außerhalb des Rennens lag. Am Rennsamstag habe ich dann
bis 5 Minuten vor dem Rennen noch vergeblich auf Absagen von 2 Fahrern gewartet und so
mußte ich mir leider das Rennen von den Tribünen ansehen.
Aufgefallen ist mir vor allem, dass ich mit meinem gebrauchten Ssp-Motorrad und normalem
Superplus auf verlorenem Posten stand. Auf den Geraden nahmen die anderen mir etliche
Meter ab, im Geschlängel konnte ich auf einige Fahrer sogar wieder Meter gutmachen! Die
meisten Teams hatten 2 Maschinen, Rennsprit und wahrscheinlich 50.000 km mehr Erfahrung.
Aber aufgeben gibt es nicht, das erste Jahr in einer neuen Klasse ist halt ein Lernjahr
und es war auch mein erster Start in der EM. Ich habe eine Menge gelernt über das
Motorrad, gnadenlose Überholmanöver an unmöglichen Stellen, die Reifen u.v.m.. Trotz
des "Nichtimrennenseins" war dieses Event für uns ein Erfolg. Immerhin konnte
ich die Spitzenzeiten des holländischen GSXR-Cups unterbieten, was bedeutet, dass ich
anfange das Potenzial des Supersportmotorrades zu nutzen. Vielleicht klappt es ja beim
IDM-Event in Lagerlechfeld jetzt besser?
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