Sehenswerte Fights am Nürburgring
Für das Wochenende 18./19. August ging es zu meinem "Heimrennen" an den Nürburgring. Zwar ist der Ring nur 140 km von zu Hause entfernt, trotzdem konnte ich dort in diesem Jahr erst 1 Mal trainieren und das auch nur auf der normalen GP-Strecke. Für die IDM wird die Strecke allerdings um ihr schönstes Stück beschnitten, denn knapp hinter dem Castrol-S kürzt man in einer welligen Kurzanbindung den Kurs ab.

Dies hat natürlich für die Zuschauer den Vorteil, dass die Piloten schneller und häufiger hintereinander vorbeikommen. Die meisten Fahrer, einschließlich mir, fahren allerdings lieber den deutlich anspruchsvolleren großen Kurs.

Nachdem ich Freitag morgen gemütlich losgefahren bin (schön, wenn man es mal nicht so weit hat), kam ich so gegen 10 Uhr im Fahrerlager an und konnte mich in aller Ruhe zum freien Training anmelden und zusammen mit Fam. Hänel das Vorzelt aufbauen. Gegen 12 Uhr kam dann auch Boris mit seiner nagelneuen Straßen-R6 an. Er half mir dann am Freitag beim  Training, da Florian und Christian erst Samstag morgen nachkommen konnten. Am frühen Abend traf dann auch Olav ein, der die Aufgabe hatte, ordentliche Fotos zu machen, da die gewerblichen Sportfotografen dieses Jahr anscheinend keine Lust dazu haben.

So langsam merkte ich dann aber auch deutlich, dass es mein Heimrennen war und ein ganz schöner Druck auf mich zukam, schließlich hatten sich noch einige Leute angekündigt und blamieren wollte ich mich ja auch nicht.

Samstag morgen war das Team dann vollständig und 7 Leute beäugten dann im ersten Qualifikationstraining an verschiedenen Stellen der Strecke mein Fahrkönnen. Das Motorrad funktionierte problemlos und ich konnte meine Rundenzeiten gegenüber dem freien Training um 1/2 Sekunde senken. Das ergab Platz 33 von 43 Piloten, unmittelbar hinter Ferdinand Franz, für den ich von 1994-1996 in der Ssp-IDM geschraubt hatte.

Im 2. Quali wollte ich mich nochmal deutlich steigern. Nach     13 Runden fuhr ich in die Box und hatte bis dahin nichtmal die Zeiten des 1. Trainings erreicht. Ob Wilbers-Fahrwerk oder Motor, alles funktionierte einwandfrei, ich konnte mir einfach nicht erklären, warum ich keine Zeiten zustande brachte. Nach einer 5-minütigen Besinnungspause fuhr ich dann wieder raus, suchte mir einen 150 Meter vorausfahrenden Fahrer als Ziel. Indem ich ihm immer näher kam  fuhr ich in diesen letzten 3 Runden prompt schneller als in allen Runden zuvor und konnte meine Rundenzeit nochmals um 2/10 senken. Nicht ganz, was ich mir erhofft habe, aber immerhin noch verbessert. In der Auswertung fiel ich zwar zurück auf Startplatz 34, aber ich hatte Ferdi, meinen "Lehrmeister" auf Platz 35 verwiesen! :-)))            Das bedeutete, dass ich erstmals in der Deutschen Meisterschaft 9 Piloten hinter mir gelassen hatte und auch schneller fuhr als mit der Cup-R6 im Vorjahr. Mehr als 30 Piloten hatten es im 2. Training nicht geschafft, ihre Zeiten zu verbessern, wahrscheinlich war de Sauerstoffgehalt in der Luft zu gering geworden.

Fürs Rennen war ich zuversichtlich und wir zogen einen frischen Satz METZELER-Reifen auf, um bestmöglichen Grip zu haben, da der Nürburgring am Wochenende ungewohnt wenig Grip bot, was vielen Fahrern aller Klassen schon im Training  zum Verhängnis wurde.

Nachdem es nachts noch schüttete hatten wir   im Warmup mal wieder abtrocknende Strecke und wir probierten noch eine andere Übersetzung aus. Ich fuhr völlig entspannt Rundenzeiten, die gerade einmal gut 2 Sekunden langsamer waren als im Training. Ist schon merkwürdig was so geringe Zeitunterschiede ausmachen.

Langsam machte sich wieder die übliche Nervosität breit und eigentlich hatte ich gar keine Lust mehr ein Rennen zu fahren, aber ich glaube, das muß bei mir so sein, sonst stimmt was nicht. Spätestens beim Start war das dann aber wieder vergessen und hochmotiviert fuhr ich zu meinem Startplatz

Pünktlich um 13.55 Uhr schaltete die Ampel von rot auf grün und ich erwischte wieder einen Topstart, bei dem ich erstmal            2 Startreihen niederwalzte. Leider kam ich aber nicht so gut durch die erste Kurve (meine gewählte Linie war einfach überfüllt) und einige Fahrer rutschten wieder an mir vorbei, u.a. Ferdi. "Fein" dachte ich, "da hängst Du dich an!" Leider rutschte dann noch einer durch und ich konnte Ferdi im Feld nicht mehr ausmachen. Nach der ersten Runde formte sich dann das Feld und ich hatte eine 3-er-Gruppe vor mir, die ich überholen wollte. Als Erstes legte ich mir # 31 Ronny Wehran auf seiner Suzuki zurecht um dann festzustellen, dass das nicht "mal eben" geht. Zwar lief seine Maschine nicht so schnell, aber auf der Bremse war er fürchterlich spät dran und immer wieder schmiß er mir die Türe zu. Ich nahm allen Mut zusammen, war im Hatzenbachbogen bei 240 km/h 1 Meter hinter seinem Hinterrad und schob mich aus dem Windschatten so an ihm vorbei, dass ich ihm beim Bremsen den Weg versperrte. Dazu bremste ich am Veedol-Z dermaßen spät, dass ich zwar noch die Gänge runtergeschaltet bekam aber nie und nimmer heil durchgekommen wäre. In Bruchteilen einer Sekunde entschied ich mich dazu, die Geländetauglichkeit der WEGNER-R6  erneut zu testen und fuhr die Rechts des Veedol-Z durch den Dreck. "Glück gehabt" war mein erster Gedanke, dann kam Ronny wieder vorbei. "Mist". In der darauffolgenden Runde versuchte ich es Ende Start-Ziel und endlich war ich vorbei. Die beiden Fahrer davor passierte ich im Handstreich, wie ich es vom YAMAHA-Cup her kannte. Leider war der Zug nach  vorne nun schon abgefahren und der nächste Fahrer war 200 Meter voraus noch zu sehen. Ohne Zugpferd fuhr ich dann trotzdem meine schnellste Rennrunde und dachte, ich könnte mich etwas von meinen Verfolgern absetzen. Jedesmal zeigte mir meine Boxencrew aber "+0" an, was bedeutet, dass irgendwer an meinem Hinterrad klebt. Einige Runden später wurde mir dann die blaue Flagge gezeigt. "Aha, jetzt kommt gleich # 444 Kellner, also mach lieber ein bißchen Platz" waren meine Gedanken. Nach der Schikane ließ ich dann etwas offen, schaute über die Schulter und sah auch ein rotes Motorrad, das dann an mir vorbeifuhr, aber irgendwas stimmte nicht...               "Aaaaarrrgghhh!" Das war nicht Kellner, das war Nina Prinz! "Das gibt's doch gar nicht", dann kam aber auch "Kelle"  vorbei und Nina verbremste sich. :-))) Die Welt war wieder in Ordnung, ich zog innen durch. Schulten ließ ich ebenfalls passieren. Nächste Runde, Start-Ziel-Gerade, blaue Flagge. "Nochmal lasse ich Nina nicht durch!" mein Vorsatz. In dem Moment kam # 3 Schescho, der (vermeintlich) Dritte vorbei und direkt neben ihm ein Hondafahrer, den ich 3 Runden zuvor überholt hatte. Da ich wegen des Platzmachens auf einer schlechten Linie war, zog dieser mir auch noch einige Meter davon. Das war mal wieder ganz was Neues, das kannte ich so nicht. Wenn ich im Cup jemand überholt habe, dann blieb er auch hinter mir!         Anscheinend hatten meine Verfolger MICH als Zugpferd mißbraucht!                                                                 Innerhalb einer Runde fuhr ich aber wieder an ihn ran und wollte mir Ende Start-Ziel meinen Platz zurückerobern, als plötzlich schon der Rennleiter mit der schwarz-weiß-karierten Flagge auf der Strecke stand. Sch.... :-(

Naja, that's racing. Abgewunken wurde ich auf Platz 24 und wir überfuhren die Ziellinie mit 4 Piloten/-innen innerhalb von gerade mal 6/10 einer Sekunde!

Zwar war die Platzierung noch deutlich außerhalb der Punktewertung aber neben echt sehenswerten fights für die ich Lob vom ganzen Team erhielt, habe ich mehr Leute als bisher hinter mir gelassen und fange nun endlich an, das Potenzial des Supersport-Umbaus der YAMAHA R6 zu nutzen.

Ach ja, der Fahrer, gut 200 Meter voraus, war mein "Lehrmeister", der Ferdi, er wurde 21er.

Also, auf ein Neues in Oschersleben!

Euer Martin, # 47

 

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