Saisonfinale in Hockenheim
Da mein Budget zum Saisonfinale ziemlich aufgebraucht ist und mir am Freitag auch die Zeit fehlte, mußte ich leider auf das freie Training   verzichten und reiste deshalb auch erst abends an. Wie (fast) immer war auch meine "hospitality", Famile Hänel aus Oelsnitz, bereits vor uns da und hatten einen guten Platz für unser Team reserviert.

Wider Erwarten war das Wetter spätsommerlich schön und ich freute mich, die Regenreifen im Auto liegen lassen zu können. Samstag morgen dann schnell zur Papier- und  technischen Abnahme und schon ging es um 9 Uhr mit den gebrauchten Reifen von Oschersleben zum ersten Qualifikationstraining. In den ersten Runden konnte man kaum die ganze Gegengerade sehen, so neblig war es noch. Nach 2 Runden fuhr ich in die Boxengasse, da sich der Nebel innen und außen auf das Visier legte und ich nichts mehr sehen konnte. Manuela lief dann zum  Wohnwagen und holte das Antibeschlagvisier während ich noch ein paar Runden zum Gewöhnen fuhr und auf der Geraden immer dass Visier ein wenig öffnete. Als dann das andere Visier drauf war, konnte ich wieder ordentlich fahren und die Rundenzeiten sanken zusehends. Leider war das Training nur 25 Minuten (statt der laut Reglement vorgeschriebenen 30 Minuten) und zum Schluß war ich mit einer 1.11,15 min auf Platz 30 von 38. Damit war ich wenigstens schon mal so schnell wie beim ersten Supersportrennen.

Oschersleben

Fürs 2. Quali zog ich dann einen neuen Hinterreifen auf, der vordere sah noch immer ganz gut aus. Ich fuhr raus und hatte in der 4. Runde bereits eine 1.10,80 min gefahren, als das Training wegen eines Sturzes abgebrochen wurde. Nach einigen für mich nervenzermürbenden Warteminuten in der Boxengasse ging es endlich weiter. Ich fand aber keinen rechten Fluß. Entweder fuhr irgendwer langsam und schaute sich um oder ich wurde beim Überholen von der Linie gedrängt. Erst in den letzten 5 Runden hatte ich halbwegs freie Fahrt. Leider hatte ein Kollege seine Maschine eingangs Start-Ziel weggeschmissen und die Streckenposten konnten sie nicht wegräumen, so dass das Training unter gelb zu Ende gefahren wurde. Trotzdem konnte ich meine Zeit auf eine 1.10.36 min senken und wußte, dass es (bei mir) noch schneller geht. Bei einem Blick auf die Auswertung war ich dennoch enttäuscht, dass ich sogar 4 Plätze auf Platz 34 zurückgefallen war. "Naja," dachte ich mir "abgerechnet wird erst am Sonntag."

Abends war dann die Saisonabschlußparty des DMSB auf dem Boxendach und mein "Teamchef" Holger Hänel machte mir ein Motivationsangebot: Sollte ich es schaffen im Rennen Nina Prinz hinter mir zu lassen (1 Startreihe vor mir) übernimmt er die Hälfte der Reifenkosten vom Wochenende, schaffe ich es auch noch Phillipp Ludwig (Cup-Sieger 2000, 9 Plätze vor mir) hinter mir zu lassen, übernimmt er die gesamten Reifenkosten. Das war ein Wort und ich faßte Mut fürs Rennen.

Sonntag-Morgen im warmup probierten wir nochmal eine kürzere Übersetzung aus und Benny Wilbers half mir noch mal bei der Feinabstimmung des Fahrwerks. Bei beidem hatte ich ein gutes Gefühl und so übernahmen wir dann alles auch fürs Rennen.

Da ich ja auch ein Ziel hatte und nicht auf die Nase fallen wollte, zogen wir einen neuen Satz Reifen auf. Der Vorderreifen, den ich seit dem Rennen vom Nürburgring gefahren habe (ca. 300 km) sah trotzdem noch bemerkenswert gut aus.

Beim Start kam ich schlecht weg, 3 oder 4 mal stieg mir das Vorderrad hoch, ich hatte einfach nicht an die sehr kurze Übersetzung gedacht. Zudem erfuhr ich nach dem Rennen auch noch, dass die Kommissare mir 30 Strafsekunden aufbrummten, weil sie der Meinung waren ich hätte einen Frühstart produziert. Naja, es war schon sehr knapp, aber meiner Ansicht nach bin ich genau beim Umschlagen auf Grün losgefahren.

Wie dem auch sei, in der ersten Kurve hatte ich zu meinen beiden wichtigsten Konkurrenten Sichtkontakt und preßte mich an einem anderen Fahrer innen vorbei. Vor der nächsten Ecke fuhr mir wieder einer vors Rad und damit war ich 3 Plätze hinter Nina. Kurz vor Nina fuhr Phillipp. "Fein" dachte ich mir, "nur noch an meinen beiden Vorderleuten vorbei und du bist dran". Wie gesagt, so dachte ich es mir. Zunächst blieben wir wunderbar an der Gruppe dran, aber ich kam an meinem Vordermann nicht vorbei. Er bremste fast genauso spät wie ich, aber auf den Geraden verlor ich immer ein paar Meter, die ich mich dann wieder ranbremste, auch zwischen den Ecken wäre ich ihm ein paar mal beinahe hintendrauf gefahren, weil ich dort schneller fahren konnte aber vorbei kam ich nicht. Langsam verloren wir dann Meter um Meter an die Gruppe um Nina, als sich plötzlich der 2. Fahrer vor mir eingangs Start-Ziel selbst ausrottete. Mein Vordermann und ich mußten ausweichen und verloren wieder wichtige Meter. 1 Runde später liefen wir auf einen Fahrer auf, der mir irgendwie bekannt vorkam. Ich wollte es nicht glauben: Es war der Fahrer, der eben gestürzt war. Er hatte sich aufgerappelt und fuhr mit einer Runde Rückstand vor uns her. Meinem Vordermann ging dies sichtlich auf die Nerven und er wagte ein Ausbremsmanöver Ende Start-Ziel. Mit wild schlenkerndem Hinterrad mußte er dann aber einsehen, dass man so nicht vorbeikommt und fuhr geradeaus ins Kiesbett. Nun war es an mir den Honda-Fahrer zu überholen. In der Runde drauf war ich dran, wagte mich aber Ende Start-Ziel nicht vorbei. Stattdessen legte ich ihn mir für die Sachskurve zurecht. Als ich mich vorbeibremste wollte er noch kontern, als sich innen der führende Penzkofer mit einer Gewaltaktion und querstehendem Motorrad vorbeipreßte. Ich habe mich irre erschrocken, da die Posten vor der Sachskurve es anscheinend auch nicht für nötig hielten blaue Flaggen zu zeigen. Ich konnte mir dann noch schön ansehen, wie Penz und Kaufmann das Rennen beendeten und wunderte mich, dass Schulten nicht vorbeikam. In der Auslaufrunde sah ich dann, dass Schulten seine YAMAHA R6 in die Reifenstapel am Ende der Querspange gehangen hatte.

Ich wurde dann mit gut 5 Sekunden Rückstand auf Phillipp, der direkt hinter Nina ankam als 25. abgewunken, wurde dann allerdings durch die Zeitstrafe nur als 28. gewertet und hatte trotzdem noch 4 Fahrer hinter mir gelassen.

Meine schnellste Runde war eine 1.09,6 min und ich bin mir ziemlich sicher dass ich bei freier Fahrt noch schneller hätte fahren können. Positiv war auch, das ich zum ersten Mal in Hockenheim im Rennen keinen festgegangenen, verkrampften Unterarm hatte und bis zur letzen Runde noch richtig Gas geben und bremsen konnte.

Oschersleben

Dies war nun das letzte Rennen meiner ersten Saison in der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft und ich habe viel gelernt. Zwar habe ich nicht ganz meine selbst gesteckten Ziele erreicht, aber ich habe trotz eines viel zu kleinen Budgets alle 8 IDM-Rennen bestritten und beendet. Der Rückstand auf die Spitze wurde immer kürzer und die Rundenzeiten immer niedriger. Ich hoffe, dass ich 2002 dort anknüpfen kann, wo ich dieses Jahr aufgehört habe.

In den nächsten Tagen und Wochen werde ich nun meine Ziele für 2002 neu definieren und hoffe, dass ich noch ein paar neue Sponsoren und einen guten Tuner finde, der mir das Motorrad so vorbereitet, dass man damit auch weiter vorne mitmischen kann.

Euer # 47 Martin

 

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